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Memento mori

31/10/2023

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70. Blogbeitrag

Rechtzeitig zu Halloween möchte ich euch mit einem nützlichen und zugleich tiefsinnigen Zitat vertraut machen:

Das lateinische Zitat "Memento mori" bedeutet übersetzt "Bedenke, dass du sterblich bist". Es ist ein bekanntes Sprichwort, das uns daran erinnert, dass wir alle körperlich Sterbliche auf dieser Welt sind und dass wir uns bewusst sein sollten, dass unser Leben in der aktuellen Form begrenzt ist.

Doch was ist Bewusstsein?
Bewusstsein ist ein komplexes Phänomen, das die Fähigkeit eines Individuums beschreibt, sich seiner Selbst und seiner Umgebung bewusst zu sein. Es ermöglicht die Wahrnehmung von Gedanken, Emotionen, Sinneswahrnehmungen und Handlungen und erlaubt uns, unsere Erfahrungen zu interpretieren, zu reflektieren und darauf zu reagieren.

Das Bewusstsein ist gemäss aktuellen Studien die biologische Fähigkeit, im Gehirn eine immer differenziertere Vorstellung von der Aussenwelt zu entwickeln. Was wir sehen, ist womöglich eine ständige Rekonstruktion der äusseren Realität. Mit optischen Täuschungen lässt sich das menschliche Bewusstsein deshalb nach Belieben manipulieren. Platons Höhlengleichnis beschreibt dieses Phänomen bereits 400 v. Chr. und besagt, dass wir alle eine subjektive Wahrnehmung und damit ein eigenes Bewusstsein haben (siehe Blog 57).  Wenn du Lust hast, dass schaue dir mal die Arte-Dokumentation vom 15.10.23 an. Darin werden die neuesten neurowissenschaftlichen Studien über die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins erläutert (1).

Wer kann uns die Wahrheit zum Thema Bewusstsein liefern?
In der Wissenschaft geht es nicht um die Wahrheit per se, sondern darum, durch Forschen und Erkennen Wissen hervorzubringen. Wissen, das überprüfbar und systematisch dokumentiert ist und veröffentlicht wird. Das mag der Wahrheitsfindung dienen, aber muss nicht der kollektiven Wahrheit entsprechen. Und jede wissenschaftliche Erkenntnis bleibt auch nur so lange aktuell, bis sie widerlegt wird.

Die Frage nach der Wahrheit gehört eher zu den zentralen Themenfeldern der Philosophie (wörtlich die Liebe zur Weisheit) und der Logik (Die Wissenschaft des folgerichtigen Denkens) und wird von verschiedenen Theorien unterschiedlich interpretiert.

Wie hängen denn Wahrheit und Bewusstsein zusammen?
Bewusstsein und Wahrheit sind eng miteinander verbunden. Das Bewusstsein ermöglicht es uns, die Wahrheit für uns zu erkennen und zu verstehen, beeinflusst aber auch unsere Wahrnehmung und Interpretation der Wahrheit. Der genaue Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Wahrheit ist jedoch komplex und wie bereits erwähnt kann das je nach philosophischer oder wissenschaftlicher Perspektive unterschiedlich interpretiert werden.

Es gibt noch weitere Theorien und Ansätze zur Erklärung des Bewusstseins. Während die Wissenschaft argumentiert, dass Bewusstsein eine rein physikalische Eigenschaft des Gehirns ist, gehen Religionen davon aus, dass es eine immaterielle Komponente gibt, die nicht durch wissenschaftliche Methoden erklärt werden kann.  So gibt es bei allen Weltreligionen ein Leben nach dem Tod, Auferstehung, Wiedergeburt oder Unsterblichkeit. Wo die Wissenschaft endet, beginnt der Glaubensbereich.

Es ist so oder so ein Dilemma:
Bewahrheiten sich die aktuellen Forschungserkenntnisse, kann es ohne Gehirn kein Bewusstsein geben und damit auch kein bewusstes Existieren nach dem Tod. Stimmen die Vermutungen der Religionen, existieren wir weiter nach dem Tod und sind womöglich ewig in einem Wiedergeburtszyklus gefangen, bis wir die Erlösung erlangt haben. Oder vielleicht gibt es sogar eine Daseinsform ohne Bewusstsein?

Trotz intensiver Forschung, Debatten oder Gebete ganzer Religionsgemeinschaften bleibt die Wahrheit über das Bewusstsein zu Lebzeiten und darüber hinaus ein rätselhaftes Phänomen, das wohl nie gelöst werden kann.

Mit dieser Ungewissheit müssen wir leben lernen.

Ganz egal, was in der Zukunft mit unserem Bewusstsein passieren mag oder eben auch nicht: «Memento Mori» kann uns im jetzigen Moment dazu ermutigen, unser Leben in unserem Umfeld in vollen Zügen bewusst zu geniessen. Und das tu ich auch jeden Tag so achtsam wie möglich.

Und das nicht nur für den Fall, dass die Wissenschaft recht behalten sollte ;-).

(1) Quelle der Arte Dokumentation "Das Rätsel unseres Bewusstseins".
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Waldspaziergänge für Fortgeschrittene

27/10/2023

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69. Blogbeitrag

Alles der Reihe nach. Beginnen wir mit Waldbaden, welches in aller Munde ist. Was steckt dahinter?

Der Ursprung des Waldbadens stammt aus Japan und wird dort «Shinrin Yoku» genannt, was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie «Eintauchen in die Waldatmosphäre». Es geht um das bewusste Verweilen im Wald – mit dem Zweck sich zu erholen und zu stärken.
Shinrin Yoku ist in Japan seit vielen Jahrzehnten etabliert und schulmedizinisch anerkannt. Waldbaden ist dort sogar eine eigene wissenschaftliche Disziplin, die an Universitäten und Hochschulen gelehrt und erforscht wird. Studien haben dort gezeigt, dass regelmässige Aufenthalte im Wald dazu beitragen können, das Immunsystem zu stärken und die Abwehrkräfte des Körpers zu verbessern (1).

Wie badet man im Wald?

Ganz einfach, indem man darin eintaucht. Mit allen Sinnen geniessen lautet die Devise. Und ganz nach deinem persönlichen Geschmack. Hier habe ich ein paar Anregungen für dich:

1. Lass dich einfach mal treiben. Bleib dort stehen, wo etwas Sinnliches dich erwartet. Setz dich dort hin, wo du magst. Gehe dort weiter, wo dich die Neugierde vorantreibt.

2. Lausche einmal nur den Naturgeräuschen mit geschlossenen Augen. Wenn du deine Augen wieder öffnest, erfreue dich der Farbenpracht des Waldes. Vielleicht entdeckst du genau in diesem Moment den letzten Tanz eines herabfallenden Blattes. Bewundere dieses Schauspiel, heb es auf und riech einmal daran.  Die beruhigenden Walddüfte bewusst wahrzunehmen ist einfach wunderbar. Rieche auch einmal an einem Stein oder an einem Stück Holz.

3. Wenn du Glück hast, dann hörst du das Rascheln der Bäume und spürst denselben Wind, der dich zärtlich auf deine Wangen zu küssen scheint oder neckisch mit deinen Haaren spielt.

4. Bestimmt triffst du auch eine Pfütze an. Schau mal hinein und entdecke ihre versteckte Schönheit. Ich erblicke darin meistens den wunderbaren Himmel und nenne sie daher gerne himmlische Pfützen (siehe Blogbeitrag 30).

5. Du kannst dich auch auf einen Baumstumpf setzen und versuchen, dich mit dem Wurzelnetzwerk der Bäume zu verbinden. Mir ist das auch schon einmal gelungen im 5. Blogbeitrag.
Es gibt auch wunderbar breite Baumstämme, auf denen man einfach so verweilen kann. Ein Baumstumpf kann aber auch kreativ genutzt werden. Sammle ein paar flache Steine und versuche, eine S(t)einbalance zu kreieren (ich erklär dir im Blogbeitrag 40, wie das geht).

6. Der Wald ist voller Leben. Manchmal braucht es etwas Geduld und Ruhe, bis sich die scheuen Tiere zeigen. Tipp: Schau auch mal auf den Boden und staune, wieviele Insekten zu Fuss unterwegs sind - genau wie du.

Ich habe gelesen, dass Waghalsige sogar barfuss durch den Wald laufen aber ich weiss nicht so recht, ob ich das ständige Pieksen ignorieren könnte. Lieber trage ich bequeme Schuhe und achte mich darauf, dass keine Tierchen meinetwegen Schaden nehmen. Das ist am Morgen immer eine ziemliche Herausforderung, weil dann noch besonders viele gehäuste Schnecken unterwegs sind.

All das kurbelt den Parasympathikus, unseren sogenannten „Nerv der Ruhe“ an. Und so tauchen wir idealerweise in eine tiefe Entspannung ein und regenerieren Körper und Geist.

Weisst du, was das Beste an der ganzen Sache ist. Waldbaden funktioniert überall gleich gut. Gerne zitiere ich meinen eigenen Spruch an dieser Stelle aus dem 16. Blogbeitrag: «Egal durch welchen Wald ich laufe, ich finde immer wieder zu mir zurück».

Und hier noch der vielleicht wichtigste Tipp ganz am Schluss: Waldbaden ist genau wie das herkömmliche Baden etwas sehr Persönliches und Intimes. Es mag daher gut sein, dass du dich vielleicht gestört oder gehemmt fühlst, an einem Stein zu schnüffeln und den verwirrten oder gar bemitleidenswerten Blick von Vorbeilaufenden zu riskieren (eigentlich sollte das ja auch egal sein).  Dann such dir kleinere, unwegsamere Wege durch den Wald. Manchmal sind die besten Stellen fernab vom Weg (2).

Waldbaden funktioniert nur, wenn du dich zu 100% darauf einlässt und vollends entspannen kannst. Erst dann entfaltet es seine volle Wirkung. Ganz ohne Esoterik. Einfach du und der Wald und nix anderes!

Es muss aber auch nicht immer die Vollbadvariante sein. Waldduschen geht aus :-). Du musst nur nach einem Regenschauer durch den Wald spazieren. Mit etwas Wind, welche die versteckten Regentropfen aus ihren blättrigen Verstecken locken, eröffnet sich ein neues Erlebnis.

Neu ist das auch im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wort Waldduschen kennt Google noch nicht. Ich glaube, ich habe soeben eine neue Disziplin kreiert :-). Das ist nicht dasselbe wie im Regen durch den Wald laufen. Es geht um das Lichtspiel von Sonne und übriggebliebenen Regentropfen, die über, auf oder neben mir ihre sinnliche Route fortsetzen. Es geht um den Geruch des Waldes nach dem Regen. Es geht um ein bewusstes Geniessen dieser harmonischen Verbindung zwischen Himmel und Erde.

Und irgendwo dazwischen spazieren viele Menschen durch den Wald. Viele geniessen den Wald, einige davon erleben sogar bewusst den Wald. Aber nur wenige Fortgeschrittene sind eins mit dem Wald und genau so ein intensives Erlebnis wünsche ich dir von Herzen bei deinem nächsten Spaziergang durch den Wald.


(1) Es gibt eine wachsende Anzahl von Studien, die die positive Wirkung des Waldbadens auf die Gesundheit und das Wohlbefinden belegen. Einige der wichtigsten Studien sind:
1. "Shinrin-yoku (Waldbaden) und seine Wirkungen auf das Immunsystem und das autonome Nervensystem" von Qing Li et al. Diese Studie untersuchte die Auswirkungen des Waldbadens auf das Immunsystem und das autonome Nervensystem und fand heraus, dass es zu einer signifikanten Steigerung der natürlichen Killerzellen und einer Verringerung des Stresshormons Cortisol führte.
2. "Effects of forest bathing on cardiovascular and metabolic parameters in middle-aged males" von Bum-Jin Park et al. Diese Studie untersuchte die Auswirkungen des Waldbadens auf kardiovaskuläre und Stoffwechselparameter bei mittelalten Männern und fand heraus, dass es zu einer signifikanten Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz führte.
3. "Psychological effects of forest environments on healthy adults: Shinrin-yoku (Waldbaden) as a possible method of stress reduction" von Yoshifumi Miyazaki et al. Diese Studie untersuchte die psychologischen Auswirkungen des Waldbadens auf gesunde Erwachsene und fand heraus, dass es zu einer signifikanten Reduzierung von Stress, Angst und Depression führte.

(2) Aber achte dich auch auf unangenehme Reisegefährten wie hungrige Zecken. Nach jedem Waldbaden ist Duschen (oder aber ein Bad in der herkömmlichen Badewanne) ein absolutes Muss!


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Es gibt das Gute auf dieser Welt

20/10/2023

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66. Blogbeitrag:

Das Paradox unserer Zeit ist:
Wir verbrauchen mehr, aber haben weniger. Wir machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude. Wir haben grössere Häuser, aber kleinere Familien. Wir nutzen mehr medizinische Möglichkeiten, aber werden immer kränker. Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht mehr, wie man lebt. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir können nicht warten. Wir sprechen zu viel und hören nicht mehr zu. Wir schauen zuerst nur für uns selbst und vergessen, worum es in Beziehungen eigentlich gehen sollte.
Es ist die Zeit des schnellen Denkens und der langsamen Vereinsamung, der grossen Narzissten und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und der schwerwiegenden gesellschaftlichen Probleme der heutigen Zeit.

Wars das? Sind wir am Ende? Schauen alle nur noch für sich allein?

NEIN!

Es gibt Hoffnung. Es gibt noch genug Menschen da draussen, sich noch für andere Menschen einsetzen. Genug davon wehren sich beherzt gegen Ignoranz und mangelndem Mitgefühl.

Gottlob!

Ich durfte diese Woche ein solches Wunder hautnah miterleben. Lass mich kurz davon berichten:
Ich bin mit meiner Mutter Teil einer Altdeutschen Mops Community (ich habe im Blog 29 und 35 von unserer Hündin berichtet). In dieser Community ist an diesem Montag ein Tier namens Eddy entlaufen. An seinem Ferienplatz am ersten Tag. In unbekanntem Terrain.
Verzweiflung pur machte sich breit, da die Hundeeigentümer im Auslandsurlaub verweilten. Die Community aus beherzten Damen und Herren machte sich kurzerhand daran, alles zu tun, damit Eddy wieder gefunden werden kann. Vier Tage lang wurde geweint, gedruckt, verteilt, geklebt, gesucht. Man hatte diese vier Tage mit Hilfe der Eigentümer im Urlaub fast 24 Stunden lang Suchtruppen, Spürhunde und Drohnen organisiert. Fast 24 Stunden lang war irgendjemand aus der Community vor Ort. Es war ein Hoffen und Bangen. Ein Warten und Beten, Ein Ringen um positive Gedanken bis endlich der erlösende Anruf kam, dass Eddy am Freitag von einer Dame einige Dörfer weiter (!) aufgegriffen werden konnte.

Unglaublich, aber wahr. Du hättest diese riesigen Steine ebenso hören können, die uns und der ganzen Community von Herzen gefallen sind! Es mag viel zu viele Gegensätze zwischen uns Menschen geben, aber es gibt eben auch zahlreiche Gemeinsamkeiten und auf die sollten wir uns mehr fokussieren.

Und genau das ist es, was eine Community ausmacht: Sie zeichnet sich durch Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung und Engagement aus. Man verfolgt gemeinsame Ziele und Ideale. Man setzt sich gerne freiwillig für das Wohl der Gemeinschaft ein. Letztendlich ist es die gemeinsame Verbindung und das Gefühl der Zugehörigkeit, die eine Community stark macht.

Und genau diese Zusammengehörigkeit mit einem gemeinsamen Ziel hat letzthin zum Erfolg geführt. Eddy ist wieder wohlbehütet daheim und alle sind überglücklich.

Vielleicht erscheint es dir paradox, dass Leute sich unterstützen, die sich zwar noch nie gesehen haben, aber miteinander weinen. Die sich noch nie vorher gehört haben, aber miteinander alles versuchen, bis der geliebte Hund wieder bei seinen Eigentümern daheim ist.

Was kann man aus dieser Geschichte lernen. Da draussen mag diese paradoxe Welt spinnen. Aber es gibt immer und überall das Gute auf dieser Welt. Und dafür lohnt es sich zu kämpfen (1). Auch wenn es einmal nicht um einen selbst geht. Gerade deswegen!

Danke, liebe Community vom Möpsli-Plausch für diese wertvolle Erfahrung, die ich für immer ganz tief in meinem Herzen tragen werde! Und weiter so!

(1)    Samweis Gamdschie von der Filmtrilogie «Herr der Ringe» wusste das auch schon. Ein toller Filmcharakter!!
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Von Schmetterlingen, Brennesseln und Pippi Langstrumpf

14/10/2023

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Blogbeitrag 65

Vor gut einem Monat  wurde ich Zeuge eines wunderbaren Moments im Wald. Ich lief durch den Wald, begleitet von zierlichen Schmetterlingen. Wenn sich die flatternden Schönheiten einen Ruhemoment gönnen, bietet sich die einmalige Chance, sich die bezaubernden Tiere in der Nähe anzusehen. Das Objekt meiner Begierde landete auf einem Farn und schon wollte ich die Kamera zücken.

In diesem Moment erhaschte eine kecke benachbarte Brennessel meine Aufmerksamkeit durch einen verwunschenen Staubausstoss ihrer zarten Blüte. Das fragile Staubwölkchen verflüchtigte sich im Moment des Erblickens. Ganz entzückt von diesem sonnendurchfluteten Schauspiel verpasste ich den Wegflug des Schmetterlings.

Viele verpassen einen Wegflug eines Schmetterlings.

Aber wieviele wissen dadurch, dass es sich lohnt, einer lichtdurchfluteten Brennessel genau dieselbe zärtliche Aufmerksamkeit zu schenken als einem zauberhaften Schmetterling?

Es können nicht ebenso viele sein. Google beweist es: Es gibt tausende Schmetterlingsbilder. Aber ich habe kein einziges Bild einer stäubenden Brennesselblüte gefunden. Kein Wunder. Es bleibt nicht genügend Zeit dieses spontane Spektakel zu betrachten und gleichzeitig bildlich festzuhalten.

Und weisst du was, das finde ich gut so. Multitasking macht weder Sinn noch Spass (1). Dieses schöne Ablenkungsmanöver der beherzten Brennessel habe ich gerne live in Kauf genommen. Was für ein schöner Moment.

Seither betrachte ich Brennesseln in einem ganz anderen Licht.

Ein brennender Gedanke liess mich nach diesem Happening für den Rest des vergnüglichen Spaziergangs nicht mehr los. Weshalb schenke ich einem Schmetterling mehr Beachtung als einer Brennessel?

Dankeschön, liebe Brennessel für den Anschauungsunterricht, dass wir sehr wohl unsere Bedeutung in Dinge reininterpretieren. Und dass diese stäubende Brennessel für mich vorher schlichtweg nicht exisiert hat!

Danke, lieber Platon (Blog 57) und lieber Kant (Blog 73) für mögliche Erklärungsansätze für diese Phänomene.

Und danke liebe Pippi Langstrumpf für den philosophisch angehauchten Ohrwurm, der mich nach dieser Erkenntnis bis vor meine Haustüre begleitete: «Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt».

(1) Ich schreibe im Blog 43 darüber.
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Wann hast du dich das letzte Mal verliebt?

7/10/2023

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Blogbeitrag 64

Sollte man sich nicht mindestens einmal im Leben verlieben?

Unbedingt!

Müsste man Hawaii einmal im Leben besucht haben (1)?

Natürlich!

Und stell dir vor, beides geht auch in genau dieser Kombination. Ich kann das seit meinem Hawaiiurlaub bezeugen! Aber alles der Reihe nach:

Hawaii ist eine faszinierende Inselgruppe mitten im Pazifik, welche zu den USA gehört.  Nur acht der rund 130 Inseln sind erschlossen – etwa 1,4 Millionen Menschen leben hier. Hawaiis Natur ist atemberaubend und viele Pflanzen- und Tierarten gibt es nur hier. Das Landschaftsbild auf Big Island ist stark von den fünf Vulkanen dominiert, die teilweise aktiv und sich bis zu 4.205 Meter über das Meer erheben. Sie sind gleichzeitig Zeugnisse der Hawaiianischen Geschichte (2), welche von den gewaltigen Naturkräften bestimmt wurde.
Das Alltagsleben im alten Hawaii wurde durch den Glauben an die Götter bestimmt. Man musste sich an die Kapus (Regeln, Verbote) halten. Durch den tief verwurzelten Glauben an die Götter, welche für das Auftreten von Naturkatastrophen, wie Vulkanausbrüche verantwortlichen waren, wurde eine Missachtung der Kapus mit dem Tode bestraft.

Das hat sich gottlob geändert.

Aber noch heute werden Traditionen und Mythen gelebt (3). Eine davon ist der Vulkangöttin Pele gewidmet. Pele gilt nicht nur als Göttin der Zerstörung, sondern spiegelt die Dualität des Vulkanismus wieder, die darin liegt, dass Vulkanausbrüche neues Land entstehen lassen. Nirgendwo sonst wird das so deutlich wie auf Hawaii, denn dort reicht selbst die kurze Zeitspanne eines Menschenlebens aus, um zu erkennen, dass die Schöpfung unseres Planeten ein offenes Kapitel ist. Das zeigt sich auch in dem Beinamen der Göttin: "Die, die das Heilige Land formt". Sie formt es dort, wo die Lavaströme ins Meer münden.

Auf Hawaii wurde mir mehrmals bestätigt, dass Pele noch heute offenbar jeden verflucht, der Lavagestein von der Insel mitnimmt. Tatsächlich häufen sich im Visitor-Center der Nationalparkverwaltung von Hawaii Rücksendungen von Lavasteinen, die vom Pech verfolgte Touristen zurückschickten.

Ich bin zwar nicht abergläubisch. Dennoch brachte ich Pele ein paar schöne Glückssymbole und Steine mit - dies im Sinne einer Wertschätzung dieser wunderbaren Kultur gebenüber. Selbstverständlich liess ich auch die Finger vom Lavagestein. Man weiss ja nie…

Die wichtigsten Begriffe des Glaubens im alten Hawaii waren und sind noch immer Aloha (Liebe), Ohana (Familie, Zusammenhalt (4)) und Kokua (Hilfsbereitschaft). Sie sind alle eine Familie, die sich hilft und liebt.

Mich beeindruckte vor allem das gelebte Aloha. Darauf will ich näher eingehen:

Aloha ist nicht nur ein Grusswort oder ein Mythos, es ist eine Lebenseinstellung. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Die Gegenwart des Atems“. Alo bedeutet Präsenz/Gegenwart und hâ bedeutet Atem. Es ist liebevolle Lebensfreude pur. Es geht auch darum, diese Liebe zu allem in jeden Moment zu erleben. Aloha ist pure Liebe, die du für dich selber empfinden und weitergeben kannst. Liebe kann Konflikte und Widerstände auflösen und zur Antwort auf so viele Fragen werden. Liebe ist unendlich. Liebe ist immer da. Und es ist eines der wenigen Dinge, die sich vermehrt, wenn man es miteinander teilt :-).

Es steckt so viel Liebe und Freude in uns und in dieser Welt – trotz all den heutigen politischen und gesellschaftlichen Irrungen und Wirrungen. Versuche mal, dir gegenüber und deinem Umfeld mehr von diesem liebevollen Alohaspirit zu leben. Das macht süchtig und ist im höchsten Grad ansteckend. Und weisst du warum? Weil es sich anfühlt wie frisch verliebt. Du glaubst mir nicht? Probiers mal selber aus und verlieb dich noch heute :-).

Und nun wünsche ich dir viel Freude mit dieser neuen wunderbaren Art des Verliebens - Aloha!

(1) Trotzdem ist Hawaii nicht meine Lieblingsinsel. Neugierig? Dann lies es im Blog 33 nach).

(2) Es lohnt sich, die Geschichte Hawaiis zu erforschen. Dahinter steckt viel Wunderbares, viel Schmerz, Umsturz, aber auch wirtschaftlicher Aufschwung und das wichtige Kapitel im Zweiten Weltkrieg, wo die Japaner am 7. Dezember 1941 einen Überraschungsangriff auf Pearl Harbor auf Oahu starteten. Die gelebten Mythen, die Regeln von Ohana, das gelebte Kokua und der Alohaspirit findet man auch noch ausserhalb der touristischen Hotspots. Und auch heute ist vereinzelt der Wunsch der Hawaiianer nach Unabhängigkeit und teilweise nach der Rückkehr von der Monarchie zu spüren: Ein Zeichen für diesen stillen Protest ist die Flagge, die auf dem Kopf gehisst wird. Hier findest du eine gelungene Zusammenfassung.

(3) Hier findest du eine Auswahl von Mythen. Es ist auch eine wunderbare Website, falls du einen Hawaiiurlaub planen möchtest.

(4) Ohana bedeutet familiärer Zusammenhalt. Denn die Ohana ist das größte Gut, was wir besitzen. Auch heute noch. Ohana ist nicht nur Deine blutsverwandte Familie, sondern vielmehr die Menschen, die Dir das Gefühl von Familie geben. Das können Freunde, Verwandte, Bekannte, aber auch Nachbarn oder Arbeitskollegen sein. Alles ist Ohana, was Du in Deiner Ohana haben möchtest. Es beinhaltet aber auch Verhaltensregeln und klare Grenzen, wer zu Ohana gehört und wer eben nicht.
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