44. Blogbeitrag
Ich erinnere mich noch genau daran, als ich zum ersten Mal einer erloschenen Kerze mehr Beachtung schenkte als dem vorangegangenen Lichttanz. Das unvorhersehbar schönen Muster, welches der tänzelnde Rauch produziert, hat mich fasziniert! Ich stellte mir vor, wie das Licht durch den Docht gefangen ist und erst dann befreit wird, wenn man ihre Flamme auslöscht. Ich habe mit diesem Gedanken physikalisch betrachtet sogar nicht mal unrecht. Die Energie geht durchs Kerzenlöschen niemals verloren, sie wandelt sich in eine andere Form um. Das besagt der Energieerhaltungssatz (nota bene als Laie betrachtet) und das hat etwas Tröstendes im Falle der auslöschenden Kerze (1). Als ich eine spezielle Kerze anzündete, um meiner guten Freundin Trost zu spenden für die bevorstehende OP traute ich meinen Augen kaum. Der erloschene Docht produzierte 20 Minuten lang ein rauchiges Tanzspektakel. Ich begann nach 5 Minuten, es aufzunehmen. Es beflügelte mich und ich bin glücklich, dass ich dieses Schauspiel ganz bewusst geniessen konnte. Neben vielen guten Gedanken für meine Freundin durchströmte mich wohlige Wärme um mein Herz. Ich hatte das Gefühl, als wüsste ich in diesem Moment einfach alles und es nahm mir in jenem Moment sogar die Furcht vor dem Tod. Niemals hätte ich es vorher für möglich gehalten, dass eine ausgelöschte Kerze dieselbe magische Kraft ausstrahlen kann wie ein Kerzenlicht. Und wie wir ja eben gelesen haben, ist es weder Zauberei noch Einbildung. Man nehme ein einfaches physikalisches Ereignis, beobachte es und geniesst jede Minute davon ganz bewusst. Achtsamkeit schenkt uns jeden Tag zahlreiche Wunder. Man muss wirklich nicht lange danach suchen. Man muss es lediglich erleben wollen. Öffne deine Augen und dein Herz und geniesse. (1) Mehr zum Energieerhaltungssatz kannst du in den Blogbeiträgen 83 und 114 lesen
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43. Blogbeitrag
Gehörst du auch zu Jenen, die mehrere Dinge auf einmal erledigen wollen? Es funktioniert bei mir nicht. Es gibt auch genügend Studien, die belegen können, dass die Wirksamkeit jeder Tätigkeit für sich gesehen abnimmt, wenn man sie kombiniert ausübt. Ich hatte letzthin das Bedürfnis nach einer meinen geliebten achtsamen Waldspaziergängen als mein Handy klingelte. Neugierig nahm ich das Gespräch entgegen und prompt wurde ich gedanklich aus dem Wald geschleudert - inmitten des Waldes. Lustigerweise fiel mir das erst auf, als ich wieder vor meiner Haustüre stand und das Gespräch beendet hatte. Ich hatte den Wald kaum wahrgenommen. Ich finde das ein wunderbares Beispiel für nichtgelebte Achtsamkeit. Denn ich war auch nicht mit vollster Aufmerksamkeit beim Gespräch, da ich mich nicht im Wald verlaufen wollte. Im Bewusstsein, dass Leben nur im gegenwärtigen EINEN Augenblick stattfindet ist es für mich wichtig geworden, zu entscheiden, wem oder was ich mich in jener Sekunde widmen will. Ich falle zwar immer wieder in mein multitaskisches Muster zurück, aber mich erinnert auch meine Nichtachtsamkeit fast genau so stark daran, achtsamer zu leben. Ist das nicht wunderbar, wenn Unachtsamkeit an die Achtsamkeit erinnert? 42. Blogbeitrag
Letzthin besuchte ich mit einer Freundin die Sonderausstellung «Giacometti-Dali Traumgärten» im Zürcher Kunstmuseum. Im Mittelpunkt steht die Konstruktion eines grossen, nie realisierten Projekts für einen Garten. Eine spannende Kooperation zweier Ausnahmekünstler. Ich mag Giacomettis stehenden Frauen, schreitenden Männer und düstern Portraits, die wohl den zerrütteten Zustand der modernen Menschheit darstellen könnten. Salvador Dali gilt als der bedeutendste Künstler des Surrealismus. Seine surrealistischen Bilder beinhalten als Themen das Unterbewusstsein und die Träume. Doch sein exzentrisches Verhalten sowie sein Spätwerk führten vielfach zu Kontroversen bei der Bewertung seiner Person und seiner Werke bis in die Gegenwart hinein. Dalí`s Hang zu dem überweichen, des zerfliessenden Materiums zeigt sich in vielen Bildern. Viele Gegenstände in seinen Bildern brauchen Stützen, um in Position gehalten zu werden. Die Krücken könnten auch die Gebrechlichkeit symbolisieren, die Dalí den Menschen zuschreibt. Kunst liegt im Auge des Betrachters und mich fasziniert es, wenn ich Kunst im Alltag erlebe oder während Ausflügen entdecke. Wie meine beiden unteren Aufnahmen von stützenden Bäumen. Egal ob in der Schweiz oder in London (wo ich die beiden Bäume entdeckte), ich begegne so immer wieder Dalí. Und wenn man in den Städten die gehetzten Menschen vorbeirauschen sieht, erkennt man auch Giacomettis Vermächtnis. 41. Blogbeitrag
Meine Begeisterung für Marvel ist ein angenehmes Überbleibsel aus meiner Ehe. Ich selber las vorher ausschliesslich Walt Disney Comics. Doch als mein Exmann mir zu erklären begann, welche spannenden Welten hinter dem Marveluniversum stecken und ich die ersten Filme sah, war es um mich geschehen. Selten vermag ein Thema jede Generation derart gut vereinen wie Marvel. Ich war einst in Orlando an einer Comic-Con und sah kostümierte Familien, die eine wunderbare Zeit miteinander verbrachten. In den Marvelfiguren und deren Geschichten stecken spannende Erlebnisse aber auch eine gehörige Portion Realismus und moralische Appelle. Wenn du mehr zum Ursprung von Marvel lesen willst, dann nimm dir 2 Minuten Zeit, um meinen Blog Nr. 17 «Stan Lee» Forever zu lesen. Walt Disney schaffte es ebenfalls, ganze Generationen miteinander zu vereinen und so überraschte es mich kaum, dass ich mich auch für Marvelthemen begeistern kann. Es gibt bessere und schlechtere Filme. Doch fast alle schaffen es, in mir eine Seite anzusprechen, die ich wie der heilige Gral hüte: Meine Kindlichkeit. Es ist schade, dass viele wunderbare Attribute der Kindlichkeit wie Neugierde, Mitgefühl, Unvoreingenommenheit, Naivität und Hilfsbereitschaft mit dem Erwachsenwerden verloren gehen. Ich verstecke die Leidenschaft für Disney oder Marvel nicht. Ich besitze sogar in prächtiges Nachschlagewerk, welches mir hilft, mich in dieser Welt voller Metaphern nicht zu verlieren. Ist es wichtig, zu wissen, dass es nicht nur einen Captain America gab oder weshalb Venom eigentlich gar nicht böse ist? Darüber lässt sich streiten, aber wenn ich mich mit einem Kind oder Junggebliebenen ernsthaft darüber austauschen kann und dieselbe Leidenschaft spüre, dann bringt mich das jenem Menschen rasch näher. Kinder freuen sich, ernst genommen zu werden und wir Junggebliebene geniessen es, über unsere Präferenzen zu einzelnen Geschichten und Metaphern herauszufinden, wer wirklich gegenüber sitzt. Unabhängig vom gesellschaftlichen Status oder Bildung bekommt man einen direkten Zugang zum Menschen. Das ist absolut faszinierend und zum Nachahmen empfehlenswert. |
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