83. Blogbeitrag
Eine Wolke ist eine Ansammlung von sehr feinen Wassertröpfchen (Nebel) oder Eiskristallen in der Atmosphäre. Eine sichtbare Wolke entsteht, wenn für die Bildung stabiler Wassertröpfchen oder -kristalle die Bedingungen erfüllt sind. Sie üben im Wasserkreislauf die Funktion eines Mittlers zwischen Verdunstung und Niederschlag aus (siehe Blog 61). Kann eine Wolke aufhören zu existieren, wenn wir sie nicht mehr sehen? Einer glaubte die Antwort zu wissen: Der pragmatische Achtsamkeitsmönch Thich Nhath Hanh bediente sich gerne poetischen, meist der Natur entlehnten Bildern. Seine Beschreibung, wie ein Blatt im Herbst tanzend zu Boden sinkt, verdeutlicht so den ewigen Lebensstrom, in dem alles sich fortwährend verändert und miteinander auf das Innigste verwoben ist. Oder er sprach von der Wolke, die immer wieder ihre Form ändert. Deswegen verschwindet sie aber nie (nur aus unserer Betrachtung) sondern «transformiert» in einen anderen Zustand. „A cloud will never die.“ Was für ein versöhnlicher Gedanke, wenn man ihn auf unseren Lebenszyklus überträgt. Thich Nhath Hanh meinte, dass wir Menschen irrtümlicherweise glauben, wir „hätten“ ein Leben, getrennt von anderen, dabei „sind“ wir Leben, und diese falsche Sicht führe zu individuellem und kollektivem Leid sowie zum Raubbau an der Natur, die wir nicht als Mitwelt begreifen, sondern als getrennt von uns existierende Umwelt missdeuten, ausbeuten und zerstören. Es braucht definitiv mehr als nur reine Vorstellungskraft, um dieser buddhistisch-philosophischen Idee zu folgen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass der Sinn des Lebens im Leben bewusst leben liegt (siehe Blog 60). Und dadurch fällt es mir leichter, den philosophischen Denkansatz zu verstehen. Ich behaupte damit nicht, dass das auch der Wahrheit entspechen muss. Was allerdings wahr sein dürfte, ist folgendes: Im Sinne des Energieerhaltungssatzes ist ein „Verlust“ von Energie nicht möglich. Das bedeutet, dass die Energie der Wolke trotz Transformation nicht verloren gehen kann. Aus dieser Perspektive betrachtet hat Thich Nhat Hanh recht. Die physikalische Betrachtung hilft meines Erachtens auch, zu verstehen, was er mit seiner berühmten Aussage "A cloud never dies" gemeint haben könnte (1). Ich könnte mir gut vorstellen, dass er auch recht haben könnte, wenn er meint, dass wir nicht ein Leben haben, sondern dass wir Leben "sind"? (1) Mehr zum Energieerhaltungssatz kannst du in meinen Blogbeiträgen 44 und 114 erfahren.
2 Kommentare
Ralph
13/2/2024 09:05:14
Sali Ruth,
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Ruth
14/2/2024 15:18:45
Lieber Ralph
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