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Die kürzeste Antwort darauf, wie man Leiden überwindet: Mit sich im Reinen sein!

30/9/2023

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63. Blogbeitrag    

In meinem 60. Blogbeitrag versprach ich, darüber zu schreiben, was uns leiden lässt und wie wir das ändern könnten. Ich gehe dabei nota bene von durchschnittlichen Lebensumständen aus und klammere alles Extreme hiermit aus.

Ich habe zwei Lösungsanregungen für dich:
1.    Mir hilft die gelebte Achtsamkeit am besten zu Erkennen, was mich leiden lässt und weshalb: Wenn man sich liebevoll um sein Leiden kümmert und versteht, weshalb man leidet, kann man es ändern oder akzeptieren (falls es nicht veränderbar ist). Ignorieren nützt nichts und man muss schon nach der Ursache suchen wollen. Das macht es für mich zu einem sehr individueller Ansatz. Ich erwähnte ihn schon in den Blogbeiträgen 28 und 30. Ich werde das Prinzip in einem späteren Blog näher erläutern.

2.    Es gibt einen ähnlichen allgemeineren Ansatz in der buddhistischen Philosophie, der auch für Nichtbuddhisten wie mich im Grundsatz ansprechend und plausibel klingt. Es geht um den Begriff der edlen vier Wahrheiten, die Buddha aufstellte, um sich vom Leid zu befreien. Die Lösung für beide Ansätze lautet meines Erachtens: Mit sich im Reinen sein. Du könntest bereits damit aufhören, weiterzulesen……aber vielleicht interessiert es dich, wie sich das alles zusammensetzt…..es lohnt sich weiterzulesen – versprochen!

Der Leidensgrund liegt für die meisten Buddhistischen Schulen im Nichtwissen. Nichtwissen um die Verbundenheit aller Dinge führe zu falschen Wahrnehmungen und falschem Handeln, was zu leidvollen Erfahrungen führe. Eine dieser falschen Wahrnehmungen sei die Identifikation eines Egos bzw. Selbst mit Gegenständen der materiellen Welt. Buddha meinte offenbar, dass die wahre Ursache unseres Leidens die Verwirrung in Bezug darauf ist, wie wir existieren. Es handelt sich nicht nur um ein allgemeines Leiden, sondern die Frustration daran, dass die eigenen begrifflichen Projektionen nicht stimmen.
Sigmund Freud schrieb zu Projektionen: „Projektion ist das Verfolgen eigener Wünsche in anderen.“ Das ist ein sehr interessantes Thema für sich, weshalb ich dem eine eigene Fussnote widmen möchte (1). Du kannst diese Fussnote auch gerne zuerst lesen, bevor es weitergeht:

Auch im buddhistischen Kontext sind Projektionen ein Problem: Wir projizieren zahlreiche Dinge auf uns selbst, auf andere Menschen, auf Situationen, welche nur in unserem eigenen Kopf existieren. Weit verbreitet ist die Projektion, dass sich die Welt um jeden Einzelnen von uns zu drehen hat. Weil wir dann glauben, dass das der Realität entspricht, schaffen wir immer mehr Leiden und Probleme für uns selbst und logischerweie auch für andere. Dies sei auch laut Buddhismus die Ursache für Leiden, die Ursache unserer Probleme und die Ursache der Probleme aller: Unsere Projektionen von etwas, das in Wirklichkeit nicht existiert – nur in unseren Köpfen. Wenn wir unsere eigenen Probleme und unser eigenes Leiden loswerden und Befreiung erreichen wollen, müssen wir damit aufhören, an das zu glauben, was wir da unentwegt Falsches projizieren (2).

Würden wir alle sofort damit aufhören, uns selber als das Allerwichtigste auf dieser Welt wahrzunehmen und damit aufhören, all unsere Bedürfnisse auf andere übertragen zu wollen, würde eine Menge Leid auf einen Schlag wegfallen - bei uns allen. Aber es ist ausgesprochen schwierig, zwischen Projektion und Realität zu unterscheiden, weil sich die Projektion so real anfühlt, und nicht nur das – wir reagieren auch sehr emotional darauf. Genau so wie das Gegenüber! Das braucht viel Übung, um das bei anderen und bei sich selber zu erkennen und abzustellen.

Bevor du weiterliest: Nimm dir doch die Zeit, um darüber nachzudenken, welche fiktiven Projektionen dich bestimmen und welche dich leiden lassen? Was existiert womöglich nur in deinem Kopf? Und stell dir nun vor, welche fiktiven Projektionen Andere auf dich übertragen, welche weder deiner Wahrnehmung noch der Realität entsprechen. Das existiert womöglich nur in deren Köpfen. Unglaublich spannend nicht wahr? Spürst du auch gerade das unglaubliche Konfliktpotential nur wegen Projektionen allein? Durch diese Erkenntnis haben wir bereits ein wichtiges Lösungspuzzle in der Hand. Verstehen ist der erste wichtige Schritt. Drum gehts weiter mit dem Leidensbegriff im buddhistischen engeren Sinne:

Laut Buddha gibt es drei Formen von Leiden (genannt «dukkha» (3)):
Die erste Form ist körperlicher und geistiger Schmerz, der durch die unvermeidlichen existentiellen Tatsachen des Menschseins wie Alter, Krankheit und Tod verursacht wird, die das Leben mit sich bringt.
Die zweite Form ist das Leid, das wir aufgrund von Unbeständigkeit und Veränderung empfinden, wie der Schmerz, nicht zu bekommen, was wir wollen und zu verlieren, was uns lieb und teuer ist.
Die dritte Form ist ein existenzielles Leiden. Es geht um die Angst, ein verkörpertes und sterbliches Wesen zu sein, das der Bedingtheit der Existenz unterworfen ist, d.h. das Leben nie ganz unter Kontrolle zu haben.

Was sind nun die edlen vier Wahrheiten? Es ist ein Lösungsansatz, um das Leiden zu beenden: Buddha glaubte, dass die Wurzel aller Leidensformen das Verlangen oder die Anhaftung sei. Er nannte dies die erste edle Wahrheit. Wenn du das mal gedanklich bei dir durchdenkst, stellst du wahrscheinlich auch fest, das an diesem Gedanken etwas dran sein könnte. Er hat u.a. auch mit den bereits erwähnten fiktiven Projektionen in unseren Köpfen zu tun.

Die zweite edle Wahrheit besagt, dass genau dieses Greifen oder Vermeiden die Quelle von Leid ist. Bestimmt hast du auch schon einmal erfahren, dass das Stillen unseres Verlangens lediglich eine momentane Erleichterung oder vorübergehende Befriedigung bietet. Was wir begehren, ist nie genug und hält nie an. Wenn ich bedenke, dass ich über 100 Paar Schuhe besitze und immer noch Outfits habe ohne passenden Schuhe, dann liegt das ganz bestimmt nicht an den Outfits :-).

Die dritte edle Wahrheit besagt, dass es einen anderen Weg gibt, das Leiden zu beenden. Dieser Weg besteht, wie in der vierten edlen Wahrheit erklärt wird, in der Praxis des achtfachen Pfades (rechte Ansicht, rechte Entschlossenheit, rechte Sprache, rechte Handlung, rechtes Leben, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Meditation).
Buddha meinte, dass man durch das Praktizieren des achtfachen Pfades eine Form der Zufriedenheit erlangen können, die nicht von äusseren Objekten oder Ereignissen in unserem Leben abhängig ist, sondern aus einem kultivierten Geisteszustand hervorgeht, der sich nicht verändert, wenn sich die Umstände ändern. Selbst körperliche Schmerzen sollen durch die Bewusstheit eines kultivierten Geistes als weniger belastend empfunden werden. Man lernt quasi mit den Wellen zu surfen und kämpft nicht mehr gegen sie an. Die Lehre der vier Aufgaben (vier edle Wahrheiten) besagt also, dass uns die Mittel immer zur Verfügung stehen, um Befreiung von unserem Leiden zu finden.

Ich kann dir keine Tipps zur Umsetzung des achtfachen Pfades geben, das ist individuell. Aber ich kann dir auch da ein tolles Fazit liefern: Der mittlere Pfad ist auch ein Synonym für diesen edlen achtfachen Pfad: Im weiteren Sinne wird er im Buddhismus als Grundsatz verstanden, Extreme zu meiden. Der mittlere Weg wird unter anderem mit dem Gleichnis einer Saite eines Musikinstrumentes beschrieben. Ist sie zu wenig gespannt, entsteht kein schöner Klang. Ist sie zu stark gespannt, kann sie reissen. Nur wenn eine Saite die geeignete Spannung zwischen den Extremen hat, kann sie einen schönen Klang erzeugen.

Mir gefällt die gedankliche Herleitung der edlen vier Wahrheiten. Mir gefällt auch der Hinweis und die Auseinandersetzung mit eigenen und fremden fiktiven Projektionen. Ich picke mir aus diesem buddhistischen Ansatz heraus, was ich gut umsetzen kann: Ich versuche, Extreme zu vermeiden, eigene und fremde fiktive Projektionen zu entlarven und weniger abhängig von meinem Verlangen zu sein. Wie man Leiden überwindet, muss jede/r selber wissen und herausfinden.

Ich stelle allerdings leider auch immer wieder fest, dass einige Menschen ihr Leiden nicht überwinden können oder wollen. Einige definieren ihr Leben oder auch sich selber sogar über ihr Leiden. Das macht mich sehr traurig. Natürlich kann es immer wieder zu extremen Lebensumständen oder Verletzungen kommen, die alles erschweren. Aber ich gehe in meinem Artikel hier von durchschnittlichen Lebensumständen aus.
Bedauerlicherweise verschwindet das Leiden nicht von selbst. Um es zu überwinden, muss man sich damit auseinandersetzen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Am Ende bleibt es jedem selber überlassen, ob und wie man damit umgehen möchte. Es besteht allerdingst auch immer die Möglichkeit, sich helfen zu lassen, falls man selber nicht mehr weiterkommt. Es gibt zahlreiche Unterstützung im Internet.

Nur Mut, denn die Auseinandersetzung mit seinem Leiden ist zugleich auch der Weg zu sich selber, um mit sich ins Reine zu kommen. Dann stehen die Chancen nicht schlecht, das Leiden aus dem Schatten seiner Selbst zu befreien und endlich zu beenden.

Fussnoten:
(1) Eine spannende Definition zu Projektionen im psychologischen Sinne habe ich aus dem Lexikon der Psychologie entnommen: "Projektion, ein zentraler Abwehrmechanismus, das unbewusste Übertragungen von Affekten und Impulsen auf ein Gegenüber. Anteile des eigenen Selbst werden in einer mit Affekten und Wünschen einhergehenden Interaktion dem Interaktionspartner unterstellt – in der festen Überzeugung, dieser sei so, wie man ihn wahrnehme. Die Projektion dient aus Sicht der Psychoanalyse der Abwehr von Angst und der Aufrechterhaltung des Selbstbildes: Nicht ich selbst habe manipulierende Absichten, sondern mein Gegenüber und Interaktionspartner. Projektionen sind häufig der Grund für dauerhafte Konflikte in sozialen Beziehungen. Projektion steht im Gegensatz zum Mechanismus der Externalisierung: Externalisierung bedeutet, jemanden vorübergehend für das eigene momentane Missgeschick verantwortlich zu machen, dann aber allmählich zu verstehen, daß dies der Entlastung des eigenen Selbstwertproblems dient. Bei Projektion geht es nicht um eine Reaktion auf einen ärgerlichen Vorfall und um die fehlende Übernahme von Verantwortung, sondern um die Abwehr eines inneren Triebimpulses oder Affekts, dessen Zuordnung zum eigenen Selbst Angst und Schuldgefühle nach sich ziehen würde. Der zunächst bei der Wahrnehmung anderer Personen vor allem zu Beginn einer Beziehung, bei noch nicht vorhandener Vertrautheit, unumgängliche Anteil von Projektion (auch: Vorausurteile) weicht schrittweise. Bei Persistenz der Vorausurteile kommt es zur Verfestigung und zu Vorurteilen, die dann als Aufhänger für Projektionen dienen müssen.".
Quelle: https://www.spektrum.de

(2) Ein sehr empfehlenswerter und verständlicher Artikel über Projektionen im buddhistischen Sinne: https://studybuddhism.com

(3) Quelle: https://buddhastiftung.org
Das Wort dukkha, welches gewöhnlich mit “Leiden” übersetzt wird, hat eine weitaus subtilere Bandbreite von Bedeutungen. Manchmal wird dukkha metaphorisch als ein Rad beschrieben, das unrund läuft. Eine wörtlichere Übersetzung der ersten edlen Wahrheit könnte lauten: “Das Leben ist nicht dauerhaft befriedigend oder wird als ungenügend empfunden.”
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Tipp: Nicht irgendwo suchen sondern in dir erkennen!

23/9/2023

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62. Blogbeitrag

Ich hatte soeben das grosse Privileg,  Hawaii mit eigenen Sinnen zu erleben. Am liebsten würde ich all meine wunderschönen Erfahrungen und Gedanken mit dir teilen. Es wäre zuviel des Guten. Darum picke ich eines heraus:

Ich genoss es sehr, entlang des farbenprächtigen und berauschenden Meeres schlendernd dem spielerischen Wellentanz des Ozeans zuschauen zu dürfen. Selbst der fiktive Vulkanier Spock aus der TV-Serie Raumschiff Enterprise wäre fasziniert gewesen. Fasziniert auch von Wellen im engeren Sinne. 

Was sind Wellen? Darunter kannst du dir eine Störung in einem Medium vorstellen, die sich mit einer festen Form und konstanter Geschwindigkeit fortbewegt. Wellen sind ein essenzieller Bestandteil des menschlichen Lebens: Vom Licht, das du zum Sehen brauchst, zum Schall, das du zum Hören brauchst, bis hin zum Internetsignal, das du zum Surfen im Internet brauchst, alles sind Wellen.

Auch im einem höheren Sinne verlieren sie keineswegs ihre Faszination: Der Achtsamkeitsmönch Thich Nhat Hanh hat sie als Beispiel fürs Intersein (siehe Blog 49) gebraucht mit einer schönen Metapher einer Welle im Ozean. Die Metapher besagt, dass Erleuchtung erreicht wird, wenn eine Welle - ein individuelles Bewusstsein - erkennt, dass sie Teil des grösseren Ganzen ist, nämlich des Ozeans. Nicht suchen, sondern erkennen! Wenn wir erkennen, dass wir nicht getrennt von unserer Umgebung oder anderen Lebewesen existieren, sondern dass wir alle miteinander irgendwie verbunden sind, dann erreichen wir seines Erachtens eine tiefere Ebene des Bewusstseins.

Wir sollen also nicht irgendwo oder bei irgendwem nach Sinn und Erleuchtung suchen. Wir müssen sie nur in uns selber erkennen? Tönt gut. Vielleicht zu gut?

Wenn du Lust auf eine etwas verspieltere Version einer ähnlichen Metapher hast, dann schau die den Disney Film "Soul" aus dem Jahre 2020 an. Er erzählt die Geschichte eines Jazzpianisten, der auf der Suche seines Lebensziels vergisst, was wirklich zählt. Über Umwege in eine Welt zwischen dem Hier- und Jenseits realisiert der suchende Musiker am Ende, dass der Sinn nicht in der Erfüllung eines Lebenstraums ist, sondern dass das Realisieren des wundersamen Lebens selber die Erfüllung ist (siehe auch Blog 60).

Der Film nutzt als Metapher nicht die obig genannte Welle, sondern einen Fisch im Wasser, dessen Traum der Ozean ist, bis ihm klar wird, dass er dort schon längst ist.

Das bedeutete, dass wir alles bereits haben, was wir brauchen. Wir müssen es nur für uns erkennen!

Wunderschöne Gedanken, nicht wahr?
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Singing in the rain or in the shower?

18/9/2023

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 61. Blogbeitrag

Erst mal ein paar spannende Fakten zum Wasser:

Wusstest du, dass die Wassermenge auf der Erde immer gleich bleibt – ganz egal, wie viel wir davon verbrauchen?

Ist das nicht faszinierend?

Grund dafür ist der Wasserkreislauf: Durch Niederschlag kommt Wasser auf den Boden, von dort fliesst es ab und versickert. Durch die Wärme der Sonne verdunstet das Wasser wieder und bildet Regenwolken – so beginnt der Kreislauf von vorne.
Die Oberfläche der Erde ist zu etwa zwei Dritteln mit Wasser bedeckt. Alle Wasservorräte der Welt fassen insgesamt etwa 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Der Grossteil davon besteht aus Salzwasser (97,5 Prozent) und fliesst in unseren Meeren und Ozeanen.
Wirklich zugänglich ist für uns Menschen nur ein kleiner Teil der Süsswasserreserven in Seen, Flüssen und Talsperren: nämlich 0,3 Prozent.
Wie gut, dass die Gesamt-Wasser-Menge auf der Welt nicht aufgebraucht werden kann. Was sich aber durchaus verringern kann, ist die Menge nutzbaren Wassers.

Angesichts der Herausforderungen kann leicht vergessen gehen, welche wunderbaren sinnliche Aspekte Wasser hat. Damit meine ich nicht nur Schaumbäder und Strandurlaube.

Ganz im Gegenteil.

Eigentlich sollten wir uns über die Regentage ebenso freuen wie über die Sonnentage. Und das nicht nur angesichts des Klimawandels. Sondern weil es ein schönes Privileg ist, den Kreislauf des Wassers hautnah miterleben zu dürfen.

In Literatur und Film ist Regen ein immer wiederkehrendes Thema. Ein grandioses Beispiel ist Gene Kellys Performance im Film "Singing in the rain". Der Klang des Regens hat ausserdem zahlreiche Musikstücke inspiriert. Erinnere dich an das wunderbare Musikstück "Purple Rain" von Prince.

Die Faszination für den Regen nennt sich übrigens Pluviophilie.
Pluviophilie? Jetzt würden sich die Lateinstunden auszahlen - hätte ich je welche gehabt.

Pluviophilie tönt für mich vom Klang her eher wie eine Phobie. Tatsächlich habe ich ein wetterbedingtes Unbehagen genannt Astraphobie, denn ich mag keine Blitze, wenn ich im Freien stehe. Andere Schlechtwetterphobien wie Brontophobie oder Ceraunophobie (hä?) kenn ich gottlob ebenswenig wie jene lateinische Bezeichnungen. Was dass denn für Phobien seien fragst du? Nun, nach nach dem Blitz folgt der Donner. Und Leute mit solchen Phobien fürchten dieses ohrenbetäubende Gepolter. Gottlob gibt es für solche Fälle aufbauende Schweizer Songs wie der Klassiker "Nachem Räge schiint d'Sunne...". Aber ich schweife ab. Bitte entschuldige!

Zurück zum Unwort Pluviophilie. Ich kannte diese lateinische Bezeichung vorher nicht. Es setzt sich zusammen aus dem lateinischen Wort „Pluvial“ für „Regen“ und der altgriechischen Endung “Philia” für Freundschaft, Liebe oder Zuneigung. Pluviophil ist, wer Regen liebt und an regnerischen Tagen gut drauf ist....und natürlich idealerweise nicht unter Astra-, Bronto- oder Ceraunophobie leidet.

Jetzt frag ich mich grad spontan, wie denn Blitzliebhabende heissen? Wohl Astraphile? (Googelpause). Bingo.
Aber ich schweife schon wieder ab.


Pluviophile Menschen empfinden bei Regen offenbar ein enormes sensorisches Vergnügen. Auch der Geruch, der nach dem Regen zurückbleibt, ist ganz besonders. Der Geruch der Erde nach dem Regen nennt sich Petrichor. Er löst bei Regenliebhabern Freude und ein Freiheitsgefühl aus.
Keine Bange, dieses Wort lasse ich unkommentiert.

Pluviophilie lässt mich als Begriff noch immer unberührt - aber ich hätte grosse Lust, Regen auf die beschriebene Art achtsam wahrzunehmen.

Beim nächsten Regenschauer lass ich vielleicht meinen Regenschirm bewusst daheim, suche mir die nächste Regenpfütze, singe in the rain und geniesse jede Sekunde davon.

Ausser wenns blitzt und heftig donnert....

Dann geh ich lieber unter meine Dusche, singe in the shower und schweife gedanklich ganz bewusst genussvoll ab :-)

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Sinnvoll und wahr: Es lebe das Leben!

10/9/2023

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60. Blogbeitrag

So viele Menschen suchen danach. So viele Menschen sehnen sich nach einer klaren Antwort und so viele Menschen scheitern genau daran. Ich denke, ich weiss weshalb das so ist. Wer erst einen Sinn seines Lebens suchen muss, sucht vielleicht zu weit oder stellt sich die falsche Frage.

Ich erlebe häufig in Diskussionen, dass es bei der Sinnesfrage nach einer zweckgerichteten Bedeutung oder nach einem angestrebten Ziel geht. Viele wollen begreifen, worin die eigene Bestimmung im universellen Gesamtkontext liegt. Andere suchen in der Antwort ihr Verhältnis zu einem angenommenen Schöpfer.
Nun, ich glaube nicht, dass diese Fragen erfüllende Antworten generieren, um seinem Leben einen Sinn zu geben.
Man kann sich auch die Frage stellen, ob eine befriedigende Antwort überhaupt möglich ist. Günther Anders hat dazu geschrieben: „Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, ausser da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?“ (1).

So viele Menschen scheinen sich in der verzweifelten Suche nach dem Lebenssinn zu verlieren und übersehen dabei meines Erachtens das Wesentlichste: Wie wäre es denn, wenn der Sinn des Lebens das Leben selber ist? Der Spruch auf dem Beitragsbild finde ich daher recht passend und für meinen Geschmack sehr humorvoll -  trotz Ernsthaftigkeit des Themas.

Wenn man auch nach seinen Wertvorstellungen leben darf, dürfte man sich sogar neben erfüllend auch noch glücklich schätzen. Auf alle Fälle erlebe ich das so. Wer das Leben als solches nicht zu schätzen weiss, findet wahrscheinlich kaum eine befriedigende Antwort in allen weiterführenden Sinnfragen.

Wem dieser mögliche Lösungsansatz zu wenig ist oder keine befriedigende Antworten findet, stellt sich womöglich die falsche Frage. Vielleicht geht es dann weniger um die Sinnesfrage als um die Frage, was uns leiden lässt und wie wir das ändern könnten. Im Blog 63 werde ich auf einen  möglichen Lösungsansatz eingehen. Du musst dich also noch drei Wochen lang gedulden. Aber das ist bestimmt nicht der einzige Weg. Wer sucht, der findet. Auch Lösungen. Auch sich selber.

Und wer trotz all dem Leiden den Moment geniessen kann, der lebt! Und der hat das meines Erachtens das Wichtigste bereits gefunden :-).

1 Quelle: Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. Band II, C. H. Beck, München 1980, ISBN 3-406-47645-7, Kapitel Die Antiquiertheit des Sinns, S. 369: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution.
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Über den Wolken

3/9/2023

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59. Blogbeitrag

Reinhard Mey gehört zu den bekanntesten deutschen Liedermachern. Mit seinem Lied "Über den Wolken" wurde er 1974 in Deutschland berühmt. Da war ich gerade mal ein Jahr alt.
Die Sehnsucht nach dem Fliegen, die im Lied beschrieben wird, ist damit zu erklären, dass Reinhard Mey selber Sportmaschinen flog. Sie ist mit Themen wie "Innerer Frieden" und auch "persönliche Freiheit" verknüpft. Das Überwinden von Ängsten und Sorgen, die Sehnsucht nach der „Leichtigkeit des Seins“ schwingt mit, wenn Mey seine Eindrücke auf einem kleinen Flughafen beschreibt und einem Flieger beim Abheben zusieht.

Ich kann diese Begeisterung nur im physikalischen Sinne teilen: Auf ein Flugzeug wirken im Prinzip vier physikalische Kräfte ein: Die Schwerkraft zieht es nach unten, der Auftrieb wirkt nach oben und hält das Flugzeug in der Luft. Der Vortrieb bewegt das Flugzeug vorwärts, der Widerstand bremst es. Ist der Auftrieb grösser als die Schwerkraft ist, hebt das Flugzeug ab. Und doch ist es irgendwie unglaublich, dass das schwere Ding sich in der Luft halten kann.

Nun gut.


Wenn ich allerdings selber in einem Flugzeug sitze, verflüchtigt sich diese Begeisterung. Von Leichtigkeit kann keine Rede sein. Dabei steigt mehr als Ehrfurcht in mir hoch und es bilden sich Ängste und Sorgen. Der Gedanke, keine Kontrolle über den Verlauf des Fluges zu haben, missfällt mir.

Fliegen ist eine gute Übung, um loszulassen und sich achtsam um die Angst zu kümmern (siehe Blog 55 zum Thema Atemtechnik). Das Unbehagen umarme ich dann ganz ganz doll und liebevoll. Und doch: Ich bin froh, wenn ich wieder sicheren Boden unter den Füssen habe.

Etwas Gutes haben Flüge an sich: Sie bringen dich rasch an ferne Orte. Naja, mir bleibt wohl auch nichts anderes übrig. Denn ich habe das Glück, sowohl San Francisco als auch Hawaii zu besuchen und schon in ein paar Tagen gehts los! Da nehme ich die unbehaglichen Gefühle gerne in Kauf. In Anbetracht der langen Flugdauer hätte ich genug Zeit, dieser leichten Form von Flugangst auf den Zahn zu fühlen (sofern ich Lust dazu verspüre oder der Leidensdruck zu hoch würde). Ich könnte allerdings auch erst mal schauen, was für ein ablenkendes Entertainmentprogramm im Angebot ist :-).

Es wird schon alles gut gehen und ich freue mich bereits auf die vielen einzigartigen Momente an einem ganz anderen Ort auf dieser wunderbaren Erde.

Meine Flugangst schicke ich nach der Landung direkt in den Urlaub. Sie ist noch immer eine verlässliche Begleiterin und dürfte auch dieses Mal pünktlich zum Heimflug zu mir zurückkehren....
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