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Die kürzeste Antwort darauf, wie man Leiden überwindet: Mit sich im Reinen sein!

30/9/2023

3 Kommentare

 
63. Blogbeitrag    

In meinem 60. Blogbeitrag versprach ich, darüber zu schreiben, was uns leiden lässt und wie wir das ändern könnten. Ich gehe dabei nota bene von durchschnittlichen Lebensumständen aus und klammere alles Extreme hiermit aus.

Ich habe zwei Lösungsanregungen für dich:
1.    Mir hilft die gelebte Achtsamkeit am besten zu Erkennen, was mich leiden lässt und weshalb: Wenn man sich liebevoll um sein Leiden kümmert und versteht, weshalb man leidet, kann man es ändern oder akzeptieren (falls es nicht veränderbar ist). Ignorieren nützt nichts und man muss schon nach der Ursache suchen wollen. Das macht es für mich zu einem sehr individueller Ansatz. Ich erwähnte ihn schon in den Blogbeiträgen 28 und 30. Ich werde das Prinzip in einem späteren Blog näher erläutern.

2.    Es gibt einen ähnlichen allgemeineren Ansatz in der buddhistischen Philosophie, der auch für Nichtbuddhisten wie mich im Grundsatz ansprechend und plausibel klingt. Es geht um den Begriff der edlen vier Wahrheiten, die Buddha aufstellte, um sich vom Leid zu befreien. Die Lösung für beide Ansätze lautet meines Erachtens: Mit sich im Reinen sein. Du könntest bereits damit aufhören, weiterzulesen……aber vielleicht interessiert es dich, wie sich das alles zusammensetzt…..es lohnt sich weiterzulesen – versprochen!

Der Leidensgrund liegt für die meisten Buddhistischen Schulen im Nichtwissen. Nichtwissen um die Verbundenheit aller Dinge führe zu falschen Wahrnehmungen und falschem Handeln, was zu leidvollen Erfahrungen führe. Eine dieser falschen Wahrnehmungen sei die Identifikation eines Egos bzw. Selbst mit Gegenständen der materiellen Welt. Buddha meinte offenbar, dass die wahre Ursache unseres Leidens die Verwirrung in Bezug darauf ist, wie wir existieren. Es handelt sich nicht nur um ein allgemeines Leiden, sondern die Frustration daran, dass die eigenen begrifflichen Projektionen nicht stimmen.
Sigmund Freud schrieb zu Projektionen: „Projektion ist das Verfolgen eigener Wünsche in anderen.“ Das ist ein sehr interessantes Thema für sich, weshalb ich dem eine eigene Fussnote widmen möchte (1). Du kannst diese Fussnote auch gerne zuerst lesen, bevor es weitergeht:

Auch im buddhistischen Kontext sind Projektionen ein Problem: Wir projizieren zahlreiche Dinge auf uns selbst, auf andere Menschen, auf Situationen, welche nur in unserem eigenen Kopf existieren. Weit verbreitet ist die Projektion, dass sich die Welt um jeden Einzelnen von uns zu drehen hat. Weil wir dann glauben, dass das der Realität entspricht, schaffen wir immer mehr Leiden und Probleme für uns selbst und logischerweie auch für andere. Dies sei auch laut Buddhismus die Ursache für Leiden, die Ursache unserer Probleme und die Ursache der Probleme aller: Unsere Projektionen von etwas, das in Wirklichkeit nicht existiert – nur in unseren Köpfen. Wenn wir unsere eigenen Probleme und unser eigenes Leiden loswerden und Befreiung erreichen wollen, müssen wir damit aufhören, an das zu glauben, was wir da unentwegt Falsches projizieren (2).

Würden wir alle sofort damit aufhören, uns selber als das Allerwichtigste auf dieser Welt wahrzunehmen und damit aufhören, all unsere Bedürfnisse auf andere übertragen zu wollen, würde eine Menge Leid auf einen Schlag wegfallen - bei uns allen. Aber es ist ausgesprochen schwierig, zwischen Projektion und Realität zu unterscheiden, weil sich die Projektion so real anfühlt, und nicht nur das – wir reagieren auch sehr emotional darauf. Genau so wie das Gegenüber! Das braucht viel Übung, um das bei anderen und bei sich selber zu erkennen und abzustellen.

Bevor du weiterliest: Nimm dir doch die Zeit, um darüber nachzudenken, welche fiktiven Projektionen dich bestimmen und welche dich leiden lassen? Was existiert womöglich nur in deinem Kopf? Und stell dir nun vor, welche fiktiven Projektionen Andere auf dich übertragen, welche weder deiner Wahrnehmung noch der Realität entsprechen. Das existiert womöglich nur in deren Köpfen. Unglaublich spannend nicht wahr? Spürst du auch gerade das unglaubliche Konfliktpotential nur wegen Projektionen allein? Durch diese Erkenntnis haben wir bereits ein wichtiges Lösungspuzzle in der Hand. Verstehen ist der erste wichtige Schritt. Drum gehts weiter mit dem Leidensbegriff im buddhistischen engeren Sinne:

Laut Buddha gibt es drei Formen von Leiden (genannt «dukkha» (3)):
Die erste Form ist körperlicher und geistiger Schmerz, der durch die unvermeidlichen existentiellen Tatsachen des Menschseins wie Alter, Krankheit und Tod verursacht wird, die das Leben mit sich bringt.
Die zweite Form ist das Leid, das wir aufgrund von Unbeständigkeit und Veränderung empfinden, wie der Schmerz, nicht zu bekommen, was wir wollen und zu verlieren, was uns lieb und teuer ist.
Die dritte Form ist ein existenzielles Leiden. Es geht um die Angst, ein verkörpertes und sterbliches Wesen zu sein, das der Bedingtheit der Existenz unterworfen ist, d.h. das Leben nie ganz unter Kontrolle zu haben.

Was sind nun die edlen vier Wahrheiten? Es ist ein Lösungsansatz, um das Leiden zu beenden: Buddha glaubte, dass die Wurzel aller Leidensformen das Verlangen oder die Anhaftung sei. Er nannte dies die erste edle Wahrheit. Wenn du das mal gedanklich bei dir durchdenkst, stellst du wahrscheinlich auch fest, das an diesem Gedanken etwas dran sein könnte. Er hat u.a. auch mit den bereits erwähnten fiktiven Projektionen in unseren Köpfen zu tun.

Die zweite edle Wahrheit besagt, dass genau dieses Greifen oder Vermeiden die Quelle von Leid ist. Bestimmt hast du auch schon einmal erfahren, dass das Stillen unseres Verlangens lediglich eine momentane Erleichterung oder vorübergehende Befriedigung bietet. Was wir begehren, ist nie genug und hält nie an. Wenn ich bedenke, dass ich über 100 Paar Schuhe besitze und immer noch Outfits habe ohne passenden Schuhe, dann liegt das ganz bestimmt nicht an den Outfits :-).

Die dritte edle Wahrheit besagt, dass es einen anderen Weg gibt, das Leiden zu beenden. Dieser Weg besteht, wie in der vierten edlen Wahrheit erklärt wird, in der Praxis des achtfachen Pfades (rechte Ansicht, rechte Entschlossenheit, rechte Sprache, rechte Handlung, rechtes Leben, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Meditation).
Buddha meinte, dass man durch das Praktizieren des achtfachen Pfades eine Form der Zufriedenheit erlangen können, die nicht von äusseren Objekten oder Ereignissen in unserem Leben abhängig ist, sondern aus einem kultivierten Geisteszustand hervorgeht, der sich nicht verändert, wenn sich die Umstände ändern. Selbst körperliche Schmerzen sollen durch die Bewusstheit eines kultivierten Geistes als weniger belastend empfunden werden. Man lernt quasi mit den Wellen zu surfen und kämpft nicht mehr gegen sie an. Die Lehre der vier Aufgaben (vier edle Wahrheiten) besagt also, dass uns die Mittel immer zur Verfügung stehen, um Befreiung von unserem Leiden zu finden.

Ich kann dir keine Tipps zur Umsetzung des achtfachen Pfades geben, das ist individuell. Aber ich kann dir auch da ein tolles Fazit liefern: Der mittlere Pfad ist auch ein Synonym für diesen edlen achtfachen Pfad: Im weiteren Sinne wird er im Buddhismus als Grundsatz verstanden, Extreme zu meiden. Der mittlere Weg wird unter anderem mit dem Gleichnis einer Saite eines Musikinstrumentes beschrieben. Ist sie zu wenig gespannt, entsteht kein schöner Klang. Ist sie zu stark gespannt, kann sie reissen. Nur wenn eine Saite die geeignete Spannung zwischen den Extremen hat, kann sie einen schönen Klang erzeugen.

Mir gefällt die gedankliche Herleitung der edlen vier Wahrheiten. Mir gefällt auch der Hinweis und die Auseinandersetzung mit eigenen und fremden fiktiven Projektionen. Ich picke mir aus diesem buddhistischen Ansatz heraus, was ich gut umsetzen kann: Ich versuche, Extreme zu vermeiden, eigene und fremde fiktive Projektionen zu entlarven und weniger abhängig von meinem Verlangen zu sein. Wie man Leiden überwindet, muss jede/r selber wissen und herausfinden.

Ich stelle allerdings leider auch immer wieder fest, dass einige Menschen ihr Leiden nicht überwinden können oder wollen. Einige definieren ihr Leben oder auch sich selber sogar über ihr Leiden. Das macht mich sehr traurig. Natürlich kann es immer wieder zu extremen Lebensumständen oder Verletzungen kommen, die alles erschweren. Aber ich gehe in meinem Artikel hier von durchschnittlichen Lebensumständen aus.
Bedauerlicherweise verschwindet das Leiden nicht von selbst. Um es zu überwinden, muss man sich damit auseinandersetzen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Am Ende bleibt es jedem selber überlassen, ob und wie man damit umgehen möchte. Es besteht allerdingst auch immer die Möglichkeit, sich helfen zu lassen, falls man selber nicht mehr weiterkommt. Es gibt zahlreiche Unterstützung im Internet.

Nur Mut, denn die Auseinandersetzung mit seinem Leiden ist zugleich auch der Weg zu sich selber, um mit sich ins Reine zu kommen. Dann stehen die Chancen nicht schlecht, das Leiden aus dem Schatten seiner Selbst zu befreien und endlich zu beenden.

Fussnoten:
(1) Eine spannende Definition zu Projektionen im psychologischen Sinne habe ich aus dem Lexikon der Psychologie entnommen: "Projektion, ein zentraler Abwehrmechanismus, das unbewusste Übertragungen von Affekten und Impulsen auf ein Gegenüber. Anteile des eigenen Selbst werden in einer mit Affekten und Wünschen einhergehenden Interaktion dem Interaktionspartner unterstellt – in der festen Überzeugung, dieser sei so, wie man ihn wahrnehme. Die Projektion dient aus Sicht der Psychoanalyse der Abwehr von Angst und der Aufrechterhaltung des Selbstbildes: Nicht ich selbst habe manipulierende Absichten, sondern mein Gegenüber und Interaktionspartner. Projektionen sind häufig der Grund für dauerhafte Konflikte in sozialen Beziehungen. Projektion steht im Gegensatz zum Mechanismus der Externalisierung: Externalisierung bedeutet, jemanden vorübergehend für das eigene momentane Missgeschick verantwortlich zu machen, dann aber allmählich zu verstehen, daß dies der Entlastung des eigenen Selbstwertproblems dient. Bei Projektion geht es nicht um eine Reaktion auf einen ärgerlichen Vorfall und um die fehlende Übernahme von Verantwortung, sondern um die Abwehr eines inneren Triebimpulses oder Affekts, dessen Zuordnung zum eigenen Selbst Angst und Schuldgefühle nach sich ziehen würde. Der zunächst bei der Wahrnehmung anderer Personen vor allem zu Beginn einer Beziehung, bei noch nicht vorhandener Vertrautheit, unumgängliche Anteil von Projektion (auch: Vorausurteile) weicht schrittweise. Bei Persistenz der Vorausurteile kommt es zur Verfestigung und zu Vorurteilen, die dann als Aufhänger für Projektionen dienen müssen.".
Quelle: https://www.spektrum.de

(2) Ein sehr empfehlenswerter und verständlicher Artikel über Projektionen im buddhistischen Sinne: https://studybuddhism.com

(3) Quelle: https://buddhastiftung.org
Das Wort dukkha, welches gewöhnlich mit “Leiden” übersetzt wird, hat eine weitaus subtilere Bandbreite von Bedeutungen. Manchmal wird dukkha metaphorisch als ein Rad beschrieben, das unrund läuft. Eine wörtlichere Übersetzung der ersten edlen Wahrheit könnte lauten: “Das Leben ist nicht dauerhaft befriedigend oder wird als ungenügend empfunden.”
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3 Kommentare
Mary
9/10/2023 18:31:48

Liebe Ruth

Danke für die spannenden Ansätze. Falls du noch freie Schreibkapazitäten hast, fände ich es ergänzend sehr spannend, zu lesen, wie man andere Personen helfen kann, ihr Leiden zu überwinden. Gibt es da ebenfalls praktikable Ansätze?

Antworten
Ruth
9/10/2023 19:27:51

Hallo liebe Mary

Herzlichen Dank für deine Anregung, die ich gerne so aufnehme. Ich werde im 68. Blogartikel darauf zu sprechen kommen und hoffe, du kannst dich bis dahin noch etwas gedulden. Und sonst ruf mich an, dann kann ich dir vorab ein paar Tipps verraten. Meine Telefonnummer findest du in meiner App vom 14.8.23 mit dem Titel "Darf ich dir eine Rose schenken?".

Ganz herzliche Grüsse an dich, liebe Mary!

Antworten
Ruth
4/11/2023 15:19:55

Liebi Mary. Ich konnte erst im 71. Blogartikel darauf eingehen. Freu mich auf dein Feedback 🌹




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