57. Blogbeitrag
Hinter dem genialen Erstlingswerk «The Matrix» steckt mehr als bloss eine clevere Geschichte. Höhepunkt der Reihe bleibt der erste Blockbuster der Geschwister Wachowski aus dem Jahr 1999, der mit philosophischen und theologischen Andeutungen gespickt ist. Das zentrale Motiv ist die Frage: Was ist Wahrheit? Können wir unserer Wahrnehmung trauen? Unterliegt die menschliche Erkenntnis Täuschungen? Was kann ich wissen? Nun, hierfür müssen wir zurück in die Vergangenheit reisen: Platon greift diese Fragen erstmals auf. Er wurde um etwa 428 vor Christus in Athen geboren. Seine Ausbildung als Philosoph erhielt Platon von Sokrates. Aristoteles wurde zu seinem Schüler. Platon beeinflusste grosse Denker nach ihm wie beispielsweise auch Immanuel Kant (siehe u.a. Blog 11). Platon gilt als der Urvater des Idealismus, der grob besagt, dass der Geist des Menschen die Welt beeinflusst. Die Grundaussage von Platons Philosophie lautet wie folgt: Alles was es gibt, basiert auf einer Idee und so muss es zwei Welten geben. Die eine Welt ist die normale Welt, in der wir uns alle gerade befinden. Die andere Welt ist die der Ideen. Jedes Lebewesen und jeder Gegenstand hat eine entsprechende Idee in dieser Welt. Platon illustriert das in seinem Höhengleichnis. In einer Höhle sitzen ein paar gefesselte Menschen. Ihre einzige Lichtquelle ist ein Feuer, das hinter ihnen brennt und Licht auf die Höhlenwand vor ihnen wirft. Nun werden Gegenstände an diesem Feuer vorbeigetragen. Dadurch bildet sich der Schatten der Gegenstände auf der Höhlenwand. Diese Schatten sind alles, was diese Menschen bisher sahen. Als sich einer der Gefangenen aus der Höhle befreien kann, sieht er erstmals die wahre Welt. Er erkennt, wie die Schatten sich an die Höhlenwand bildeten und erkennt die wahren Gegenstände, welche diese Schatten erzeugten. Beflügelt von seiner Entdeckung rennt der Befreite zurück in die Höhle und berichtet, dass sie immer nur die Schatten von richtigen Gegenständen gesehen haben. Die anderen Menschen glauben ihm nicht, weil sie sich das mangels Erfahrung nicht vorstellen können. Als er weiterhin darauf besteht, die Wahrheit gesehen zu haben, bringen ihn die anderen schliesslich um. Die Menschen in der Höhle sehen nach Platon die Dinge nicht so, wie sie wirklich sind. Sie sehen nur Abbilder. Womöglich sehen auch wir nur die Abbilder aller Dinge und nicht wie sie wirklich sind? Zumindest sehen wir sie so, wie wir sie sehen WOLLEN. Wer den fantastischen Film Matrix gesehen hat, sieht die Parallelen: Wie beim Aufstieg aus Platons Höhle ist auch die Konfrontation des Hauptdarstellers namens Neo mit der Realität zunächst schmerzhaft. Neo wird vor die Wahl gestellt, eine blaue oder eine rote Pille zu schlucken. Nimmt er die blaue, geht es für ihn zurück in seine heile Welt, die nicht der Realität entspricht. Die rote Pille bewirkt das genaue Gegenteil und befreit ihn aus der Illusion. Mit ihr besteht also die Möglichkeit, die Wahrheit über die Traumwelt "Matrix" zu erfahren. Neo entscheidet sich bewusst für die reale Welt und gegen ein Leben in der Matrix. Er will sein Leben in Freiheit und nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten. Doch Neo erkennt, dass die meisten Menschen – ähnlich wie Platons Höhlenbewohner – nicht bereit sind für die Wahrheit und sich nicht von der "Matrix" trennen wollen. Für sie ist es wohltuender, in der eigenen Illusion zu leben. Jedem das Seine. Welche Pille hättest du genommen? Bestimmt muss ich dir nicht mehr verraten, welche Pille ich wählte. Aber jetzt geh ich mir erst mal den Film Matrix anschauen.
3 Kommentare
Ralph
15/11/2023 16:38:38
Sali Ruth,
Antworten
Ruth
15/11/2023 18:03:24
Da bin ich mir sicher, lieber Ralph :-).
Antworten
Ralph
15/11/2023 19:21:32
Sali Ruth, Antwort hinterlassen |
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