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Waldspaziergänge für Fortgeschrittene

27/10/2023

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69. Blogbeitrag

Alles der Reihe nach. Beginnen wir mit Waldbaden, welches in aller Munde ist. Was steckt dahinter?

Der Ursprung des Waldbadens stammt aus Japan und wird dort «Shinrin Yoku» genannt, was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie «Eintauchen in die Waldatmosphäre». Es geht um das bewusste Verweilen im Wald – mit dem Zweck sich zu erholen und zu stärken.
Shinrin Yoku ist in Japan seit vielen Jahrzehnten etabliert und schulmedizinisch anerkannt. Waldbaden ist dort sogar eine eigene wissenschaftliche Disziplin, die an Universitäten und Hochschulen gelehrt und erforscht wird. Studien haben dort gezeigt, dass regelmässige Aufenthalte im Wald dazu beitragen können, das Immunsystem zu stärken und die Abwehrkräfte des Körpers zu verbessern (1).

Wie badet man im Wald?

Ganz einfach, indem man darin eintaucht. Mit allen Sinnen geniessen lautet die Devise. Und ganz nach deinem persönlichen Geschmack. Hier habe ich ein paar Anregungen für dich:

1. Lass dich einfach mal treiben. Bleib dort stehen, wo etwas Sinnliches dich erwartet. Setz dich dort hin, wo du magst. Gehe dort weiter, wo dich die Neugierde vorantreibt.

2. Lausche einmal nur den Naturgeräuschen mit geschlossenen Augen. Wenn du deine Augen wieder öffnest, erfreue dich der Farbenpracht des Waldes. Vielleicht entdeckst du genau in diesem Moment den letzten Tanz eines herabfallenden Blattes. Bewundere dieses Schauspiel, heb es auf und riech einmal daran.  Die beruhigenden Walddüfte bewusst wahrzunehmen ist einfach wunderbar. Rieche auch einmal an einem Stein oder an einem Stück Holz.

3. Wenn du Glück hast, dann hörst du das Rascheln der Bäume und spürst denselben Wind, der dich zärtlich auf deine Wangen zu küssen scheint oder neckisch mit deinen Haaren spielt.

4. Bestimmt triffst du auch eine Pfütze an. Schau mal hinein und entdecke ihre versteckte Schönheit. Ich erblicke darin meistens den wunderbaren Himmel und nenne sie daher gerne himmlische Pfützen (siehe Blogbeitrag 30).

5. Du kannst dich auch auf einen Baumstumpf setzen und versuchen, dich mit dem Wurzelnetzwerk der Bäume zu verbinden. Mir ist das auch schon einmal gelungen im 5. Blogbeitrag.
Es gibt auch wunderbar breite Baumstämme, auf denen man einfach so verweilen kann. Ein Baumstumpf kann aber auch kreativ genutzt werden. Sammle ein paar flache Steine und versuche, eine S(t)einbalance zu kreieren (ich erklär dir im Blogbeitrag 40, wie das geht).

6. Der Wald ist voller Leben. Manchmal braucht es etwas Geduld und Ruhe, bis sich die scheuen Tiere zeigen. Tipp: Schau auch mal auf den Boden und staune, wieviele Insekten zu Fuss unterwegs sind - genau wie du.

Ich habe gelesen, dass Waghalsige sogar barfuss durch den Wald laufen aber ich weiss nicht so recht, ob ich das ständige Pieksen ignorieren könnte. Lieber trage ich bequeme Schuhe und achte mich darauf, dass keine Tierchen meinetwegen Schaden nehmen. Das ist am Morgen immer eine ziemliche Herausforderung, weil dann noch besonders viele gehäuste Schnecken unterwegs sind.

All das kurbelt den Parasympathikus, unseren sogenannten „Nerv der Ruhe“ an. Und so tauchen wir idealerweise in eine tiefe Entspannung ein und regenerieren Körper und Geist.

Weisst du, was das Beste an der ganzen Sache ist. Waldbaden funktioniert überall gleich gut. Gerne zitiere ich meinen eigenen Spruch an dieser Stelle aus dem 16. Blogbeitrag: «Egal durch welchen Wald ich laufe, ich finde immer wieder zu mir zurück».

Und hier noch der vielleicht wichtigste Tipp ganz am Schluss: Waldbaden ist genau wie das herkömmliche Baden etwas sehr Persönliches und Intimes. Es mag daher gut sein, dass du dich vielleicht gestört oder gehemmt fühlst, an einem Stein zu schnüffeln und den verwirrten oder gar bemitleidenswerten Blick von Vorbeilaufenden zu riskieren (eigentlich sollte das ja auch egal sein).  Dann such dir kleinere, unwegsamere Wege durch den Wald. Manchmal sind die besten Stellen fernab vom Weg (2).

Waldbaden funktioniert nur, wenn du dich zu 100% darauf einlässt und vollends entspannen kannst. Erst dann entfaltet es seine volle Wirkung. Ganz ohne Esoterik. Einfach du und der Wald und nix anderes!

Es muss aber auch nicht immer die Vollbadvariante sein. Waldduschen geht aus :-). Du musst nur nach einem Regenschauer durch den Wald spazieren. Mit etwas Wind, welche die versteckten Regentropfen aus ihren blättrigen Verstecken locken, eröffnet sich ein neues Erlebnis.

Neu ist das auch im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wort Waldduschen kennt Google noch nicht. Ich glaube, ich habe soeben eine neue Disziplin kreiert :-). Das ist nicht dasselbe wie im Regen durch den Wald laufen. Es geht um das Lichtspiel von Sonne und übriggebliebenen Regentropfen, die über, auf oder neben mir ihre sinnliche Route fortsetzen. Es geht um den Geruch des Waldes nach dem Regen. Es geht um ein bewusstes Geniessen dieser harmonischen Verbindung zwischen Himmel und Erde.

Und irgendwo dazwischen spazieren viele Menschen durch den Wald. Viele geniessen den Wald, einige davon erleben sogar bewusst den Wald. Aber nur wenige Fortgeschrittene sind eins mit dem Wald und genau so ein intensives Erlebnis wünsche ich dir von Herzen bei deinem nächsten Spaziergang durch den Wald.


(1) Es gibt eine wachsende Anzahl von Studien, die die positive Wirkung des Waldbadens auf die Gesundheit und das Wohlbefinden belegen. Einige der wichtigsten Studien sind:
1. "Shinrin-yoku (Waldbaden) und seine Wirkungen auf das Immunsystem und das autonome Nervensystem" von Qing Li et al. Diese Studie untersuchte die Auswirkungen des Waldbadens auf das Immunsystem und das autonome Nervensystem und fand heraus, dass es zu einer signifikanten Steigerung der natürlichen Killerzellen und einer Verringerung des Stresshormons Cortisol führte.
2. "Effects of forest bathing on cardiovascular and metabolic parameters in middle-aged males" von Bum-Jin Park et al. Diese Studie untersuchte die Auswirkungen des Waldbadens auf kardiovaskuläre und Stoffwechselparameter bei mittelalten Männern und fand heraus, dass es zu einer signifikanten Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz führte.
3. "Psychological effects of forest environments on healthy adults: Shinrin-yoku (Waldbaden) as a possible method of stress reduction" von Yoshifumi Miyazaki et al. Diese Studie untersuchte die psychologischen Auswirkungen des Waldbadens auf gesunde Erwachsene und fand heraus, dass es zu einer signifikanten Reduzierung von Stress, Angst und Depression führte.

(2) Aber achte dich auch auf unangenehme Reisegefährten wie hungrige Zecken. Nach jedem Waldbaden ist Duschen (oder aber ein Bad in der herkömmlichen Badewanne) ein absolutes Muss!


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