164. Blogbeitrag:
Die tänzelnden Blätter, welche sich stolz im goldenen Licht der Herbstsonne präsentieren ziehen mich jedes Jahr magisch an. Es hat mich zu einem Videobeitrag inspiriert, welche zeigt, wie wunderbar vielfältig einsetzbar und kreativ Blätter verwendet werden können. Der Jahreswechsel lässt sich kaum schöner zelebrieren! Welkende Blätter stehen für die prachtvolle Herbstzeit. Und beides wird gleichermassen gerne als Metapher für einen bevorstehenden Wandel herangezogen. Vor allem in der Lyrik lassen sich solche Gedanken wunderbar zum Ausdruck bringen und ich möchte dir heute eines meiner Lieblingsgedichte vorstellen von Rainer Maria Rilke (1875–1926). Er war ein bedeutender deutschsprachiger Dichter und gilt als einer der wichtigsten Vertreter der modernistischen Lyrik. Das untere Gedicht «Herbstzeit» zeichnet sich durch eine intensive Bildsprache, Existenz- und Sinnfragen sowie eine tiefe Spiritualität aus. Darin richtet er sich an Gott, doch das soll im folgenden Blogbeitrag keine Relevanz haben. Mir gefällt das Gedicht auch vollends losgelöst von jeglichem religiösen Kontext. Herbstzeit Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin, und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. Es kündigt einerseits den Wechsel der Jahreszeiten an. Der Herbsttag thematisiert das Ende, das Loslassen, und die Notwendigkeit, sich auszuruhen. Andererseits geht es zugleich um die Erkenntnis von Vergänglichkeit und den Wunsch nach Ruhe und innerem Ausgleich angesichts des nahenden Winters. Das Gedicht spiegelt meiner Ansicht nach die typische Herbststimmung auf eine wunderbar melancholische Weise weiter mit einer Mischung aus Fülle und Vergänglichkeit, Abschied und Vorbereitung auf die kommende kältere Jahreszeit. Es zeigt auch, wie kunstvoll der prachtvolle Herbst oft als Metapher für Lebensphasen und menschliche Erfahrungen genutzt werden kann. Herbstzeit - einfach etwas Wunderbares zum Geniessen. Das sollten wir sowieso täglich tun. Und zwar unabhängig von der Jahreszeit!
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