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137. Blogkommentar
Ich wünsche dir von ganzem Herzen besinnliche Feiertage und hoffe, dass du möglichst viele schöne Momente davon ganz bewusst geniessen kannst. Damit dir das auch ganz bestimmt gelingt, möchte ich dir ein besinnliches Gedicht mit auf den Weg geben: Das Weihnachtsbäumlein Es war einmal ein Tännelein mit braunen Kuchenherzlein und Glitzergold und Äpflein fein und vielen bunten Kerzlein: Das war am Weihnachtsfest so grün als fing es eben an zu blühn. Doch nach nicht gar zu langer Zeit, da stands im Garten unten, und seine ganze Herrlichkeit war, ach, dahingeschwunden. Die grünen Nadeln war'n verdorrt, die Herzlein und die Kerzlein fort. Bis eines Tags der Gärtner kam, den fror zu Haus im Dunkeln, und es in seinen Ofen nahm - Hei! Tat`s da sprühn und funkeln! Und flammte jubelnd himmelwärts In hundert Flämmlein an Gottes Herz Das Gedicht stammt von Christian Morgenstern, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der zwischen 1871 und 1914 gelebt hat. Beim Lesen dieses Gedichtes ist man sofort mit einer sanften, bildhaften Sprache konfrontiert, die zum Nachdenken anregt und mich persönlich an einen in mir tief verankerten Glaubenssatz erinnert: Dem immerwährenden Kreislauf des Lebens. Das Gedicht erzählt die Geschichte eines kleinen Tannenbaums, der zu Weihnachten reich geschmückt ist und dem Weihnachtsfest mit seiner grünen Farbe ein Gefühl von Frische und Neuanfang verleiht. Doch nach einer kurzen Zeit wird der Baum in einen Garten verlagert, wo seine einstige Schönheit allmählich schwindet (1). Eines Tages wird der Baum vom Gärtner, der im Dunkeln zu Hause friert, in seinen Ofen gelegt. Dort sprüht und funkelt der Baum. Er wärmt seinen Retter und sprüht hunderte Flammen in den Himmel zum Herzen Gottes - und damit metaphorisch zum Ursprung aller Dinge. Diese wunderbare besinnliche Geschichte des Weihnachtsbäumchens bringt ein melancholisches Gefühl des Vergänglichen zum Ausdruck – ein unvermeidlicher Zyklus, der in diesem Gedicht mit der Schönheit und Lebensfreude der Weihnachtszeit beginnt und schliesslich in Vergänglichkeit endet. Doch Vergänglichkeit muss per se nichts Schlechtes sein, sondern stellt ein notwendiger Bestandteil unseres Daseins dar. Alles unterliegt dem Wandel und diese Erkenntnis erinnert mich immer wieder daran, den einzigartigen Moment bewusst zu geniessen. Und zwar nicht nur zur Weihnachtszeit. Durch die Beschreibung des Baums und des Gärtners werden viele Emotionen und Zustände beschrieben, welche auch Teil meines alltäglichen Lebens sind. Ich erkenne darin Achtsamkeit, Lebensfreude, Kraft, der natürliche Lauf der Dinge, Dankbarkeit, Barmherzigkeit und den immerwährenden Kreislauf des Lebens. Letzteres kurz zusammengefasst zeigt, dass sich die Energie des Baumes bei der Verbrennung von chemischer Energie in Wärme- und Lichtenergie umwandelt. Der Prozess führt dazu, dass die gespeicherte Energie des Baumes in die Umwelt abgegeben wird. Dies führt uns zum Energieerhaltungsstz: Gemäss diesem Gesetz bleibt die Gesamtenergie im geschlossenen System konstant. Die chemische Energie des Baumes wird nicht beendet durch die Flammen, sondern in andere Energieformen umgewandelt (Wärme, Licht) und dadurch bleibt die Gesamtenergie erhalten. Zudem befruchtet es dadurch den Kreislauf von Neuem und das scheinbar unendlich. Wenn in unserer Welt Energie nie endet, sondern sich wandelt, dann gehe ich als natürlicher Teil dieser Welt davon aus, dass diese Tatsache auch für unser irdisches Dasein gilt (2). Dementsprechend kann der Baum als Symbol gesehen werden, der unter anderem den Lebenszyklus, Vergänglichkeit und Wiedergeburt repräsentiert. Ich mag den melancholischen und trotzdem auch hoffnungsvoll Kommentar zum Zyklus des Lebens, eingebettet in ein traditionelles Weihnachtsbild. Wie schön. Und vielleicht braucht es ab und dann die Gewissheit, dass nichts von Dauer ist (ausser der Tatsache des Wandels und die Unendlichkeit selber), um zu erkennen, wie schön jeder einzelne bewusste Moment ist! Besinnliche Weihnachten euch allen! Geniesst jeden einzelnen Moment davon. (1) Da lobe ich mir meinen künstlichen Tannenbaum :-) (2) Unter anderem diskutiere ich das im 44. Blog und 114. Blog. Auch die Wissenschaft bestätigt dieses Wunder des ewigen Kreislaufes alles Irdischen bis zu einem gewissen Punkt durch den Energieerhaltungssatz. Er besagt, dass Energie weder erzeugt noch vernichtet werden kann, sondern nur in andere Formen umgewandelt wird. Dieser Grundsatz kann auch auf den Lebenskreislauf angewendet werden, da Energie in Form von Lebenskraft und Bewusstsein nicht verloren geht, sondern sich transformiert und wieder in den Kreislauf des Lebens eingefügt wird und diesen weiter befruchtet und nährt.
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