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107. Blogbeitrag
Stell dir einmal vor, wie du ganz gelassen durch einen Park spazieren gehst. Plötzlich wirst du von einer Person mit einem spitzen Gegenstand angegriffen. Was tust du in dieser Situation? Wenn eine Person einer stressigen oder gefährlichen Situation ausgesetzt ist, setzt der Körper Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin frei und erhöht dadurch die Aufmerksamkeit. Die Herzfrequenz steigt, der Blutdruck schnellt in die Höhe und steigern die Muskelkraft. Diese natürliche körperliche Reaktion bereiten den Körper darauf vor, entweder zu kämpfen oder zu fliehen, um mit der Bedrohung umzugehen. Es ist ein Überbleibsel aus der evolutionären Entwicklung und half unseren Vorfahren, in gefährlichen Situationen zu überleben. Heutzutage tritt diese Reaktion immer noch auf, wenn wir mit Stress oder Bedrohungen konfrontiert sind, auch wenn sie nicht unbedingt physischer Natur sind. Stell dir nun einmal vor, wie du ganz gelassen in deiner Wohnung auf deinem Sofa entspannst. Plötzlich wirst du von einer dir nahestehenden anwesenden Person verbal angegriffen. Was tust du in dieser Situation? Die körperlichen Reaktionen können je nach individuellem Stresspegel in eine ähnliche Richtung gehen wie bei einem körperlichen Angriff. Auch hier kannst du verbal angreifen oder dich zurückziehen. Es gibt aber noch weitere Strategien, um sich vor potenziellen geistigen Verletzungen zu schützen wie beispielsweise die Schlagfertigkeit zu trainieren, sich geeignete Gesprächstechniken aneignen, sich mit Konfliktmanagementwissen befassen oder auch nur gezielte Rückfragen stellen, um herauszufinden, wo genau der Schuh drückt. Oder man kann auch einfach mal nur Zuhören und einen Tag später darauf reagieren (siehe Blog 71). Ich bin davon überzeugt, dass wir selbst für unsere eigene Sicherheit verantwortlich sind. Du kannst nicht von einer angreifenden Person erwarten, dass sie dich doch bitte nicht verletzten soll. Womöglich ist genau das deren Ziel. Womöglich steckt gar keine Absicht dahinter. Und wo gutes Zureden nicht ausreicht, um einen Angreifenden abzuhalten, ist es ratsam, sich selbst zu schützen durch angemessene Massnahmen der Selbstverteidigung. Du bist selbst dafür verantwortlich, dein «Schutzschild» aufrecht zu halten, um verletzende Pfeile abzuwenden. Natürlich benötigt jede Persönlichkeit unterschiedliche Strategien, um sich vor emotionalen Verletzungen zu schützen. Es kann hilfreich sein, sich mit professionellen Beratern oder Therapeuten auszutauschen, um individuelle Wege zu finden. Ich gehe nota bene in diesem Blogbeitrag von normalen gesellschaftlichen Konflikten aus und lehne Gewalt in jeglicher Form ab. Buddha nutzte ebenfalls das Bild eines physischen Angreifers als Beispiel für den Schutz vor emotionalen Verletzungen. Er verglich diejenigen, die ihre Gedanken und Emotionen nicht kontrollieren können, mit einem ungeschützten Mann, der direkt und gezielt von Pfeilen getroffen wird. Buddha meint, dass die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Emotionen es ermöglicht, sich vor den "Pfeilen" des Lebens zu schützen, die in Form von negativen Erfahrungen und Handlungen anderer Menschen auftreten können. Dieses Bild soll Buddhas Lehre verdeutlichen, dass die wahre Stärke im Inneren liegt und dass man durch Selbstreflexion und Achtsamkeit in der Lage ist, sich vor emotionalen Verletzungen zu schützen. Auch Konfuzius erwähnt die Bedeutung des Loslassens von Groll und der Pflege von positiven Beziehungen, um emotionale Verletzungen zu vermeiden. Letztendlich lehren beide Gelehrten, dass die wahre Stärke darin liegt, in sich selbst ruhend und ausgeglichen zu sein, unabhängig von den Handlungen anderer Menschen. Und wenn ich solch einen Status erreichen kann - unabhängig von den Handlungen anderer Menschen - dann bestimme tatsächlich nur ich selber, wer mich verletzen darf. Und so lasse ich den einen oder anderen Pfeil halt einfach an mir vorbeischiessen. Viel interessanter als Gegenangriffe dürfte auch je nach Angreifenden die Frage sein, weshalb der Pfeil abgeschossen wurde und ob er auch wirklich mich treffen sollte.
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