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Erste Hilfe TIPP - So kannst du umgehend das Leiden deines Gegenübers erleichtern

4/11/2023

8 Kommentare

 
71. Blogbeitrag

Angst, Wut und Verzweiflung entstehen oft aufgrund falscher Wahrnehmung. Wir haben unzählige falsche Vorstellungen/Erwartungen uns und unserem Umfeld/Umwelt gegenüber und das ist die Grundlage für zahlreiche Konflikte. Ich habe das eingehend im Blog 63 beschrieben mit Lösungsansätzen für dich selber. Auf diesen Beitrag hin meldete sich Mary im Kommentar und wollte einen Tipp haben, wie wir anderen helfen können, weniger zu leiden.

Es gibt natürlich zahlreiche Ansätze, aber die folgende Methode gefällt mir am besten:

Thich Nhat Hanh (Thay), ein buddhistischer Mönch und Friedensaktivist, schlägt eine Methode aus Achtsamkeit und Mitgefühl vor, um das eigene und fremde Leiden zu mindern. In einem Interviewausschnitt mit Oprah Winfrey erklärt er einen möglichen Lösungsansatz für diese nützliche Soforthilfe. Ich habe seine Aussagen für dich im unteren Blogtext zusammengefasst. Du kannst dir auch gerne noch das Video mit deutschem Untertitel anschauen. Es geht um die Methode des mitfühlenden Zuhörens.

Idee ist, dass dein Gegenüber den Herzschmerz leeren kann ohne Korrekturen oder Ratschläge deinerseits (Ratschläge können nota bene auch Schläge sein). Dabei spielt es keine Rolle, ob dein Gegenüber falsche Wahrnehmungen voller Bitterkeit äussert. Du musst dich einfach immer daran erinnern, dass du mit mitfühlendem Zuhören deinem Gegenüber hilfst, im aktuellen Moment weniger zu leiden. Wenn du die Wahrnehmung deines Gegenübers korrigieren möchtest, kannst du das ein anderes Mal tun. Beim achtsamen Zuhören geht es nur darum, deinem Gegenüber zu helfen und sein Leid sofort zu mindern. Es entsteht dadurch die Chance der Erleichterung, des Befreiens in diesem Moment für diese Person – und womöglich auch für dich.

Thay liefert ein Beispiel, wie man so ein Gespräch auch selber ansprechen könnte mittels einer ernstgemeinten, liebevollen Anrede: «Lieber X. Ich weiss, dass du viel leidest. Ich habe noch nicht genug von deinen Schwierigkeiten und Leiden verstanden. Es ist nicht meine Absicht, dass du mehr leidest. Ganz im Gegenteil. Bitte erzähle mir von deinem Leiden, deinen Sorgen und Schwierigkeiten. Ich möchte lernen, dich zu verstehen». Wenn dein Gegenüber es auch möchte, wird es das Herz öffnen. Und dabei praktizieren wir mitfühlendes Zuhören und lernen auch viel über unsere eigene Wahrnehmung und derjenigen unseres Gegenübers.

Natürlich gibt es viele weitere Aspekte, die individuell berücksichtigt werden müssen bei jedem Gespräch. Vorallem, wenn du selber emotional tangiert, involviert oder kompromittiert bist. Wenn du es erst mal nicht schaffst, nur zuzuhören,  dann versuche zumindest, ganz ruhig zu atmen. Das erhöht die Chance, trotz einem hohen Emotionalitätsgrad deines Gegenübers ruhig und bei dir zu bleiben.

Es kann auch vorkommen, dass du dich mittels Onlinerecherche informieren möchtst über das Leiden des Gegenübers. Das macht Sinn, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und gegebenenfalls Fachstellen zu orten, insbesondere bei allgemein bekannteren Leiden wie Depressionen, Burnout, Mobbing, etc..  Doch bei der Interpretation ist Vorsicht geboten: Wir schliessen im Zeitalter von Google und Chat GTP rasch voreilige laienhafte Schlussfolgerungen. Da würde ich immer das Gegenüber direkt befragen und/oder weitere Hilfe/Quellen beiziehen.

Fazit: Ganz egal, wie schlimm das Leiden deines Gegenübers auch sein mag, dein ernstgemeintes, friedliches und mitfühlendes Zuhören kann umgehend eine Erleichterung bedeuten für das Gegenüber. Nur Zuhören - nicht Reden.

Wie bereits erwähnt, ist das alleiniges Zuhören gar nicht so einfach.  Wenn du spürst, dass deine Emotionen sich bemerkbar machen, versuche zumindest, ruhig zu atmen und dadurch ruhig bei dir selber zu bleiben. Übung macht den Meister. Es ist übrigens auch ausnahmlos immer eine wunderbare Achtsamkeitsübung für dich selber - insbesondere, wenn das Leiden deines Gegenübers auch dich betrifft!

Kennst du noch weitere tolle Tools, wie man Erste Hilfe bei Leidenden praktizieren könnte? Dann her damit!
Bild
8 Kommentare
Mary
9/11/2023 23:47:48

Danke, liebe Ruth, für diese Inspiration. Meeegacool, dass du das Thema auf meine Bitte hin aufgegriffen hast.
Ich hoffe, ich treffe dich an einem deiner nächsten Konzerte mit deiner groovigen Band mal wieder. Oder hier im Blog mit einem weiteren inspirierenden Austausch.

Herzliche Grüsse!

Antworten
Ralph
13/11/2023 17:08:41

Sali Ruth,

Das ist (wie immer) ein sehr guter und hilfreicher Text von dir.
Tolle Tools kann ich nicht beisteuern, aber ein paar Gedanken von mir dazu, einfach als Ergänzung:

Ich denke, die Art und Weise, wie und wann man Leid empfindet, ist sehr individuell. Dh es ist kaum möglich, die betroffene Person wirklich zu «verstehen», man sollte es deshalb schon gar nicht versuchen.
Dein Rat «Nur Zuhören – nicht Reden», kann ich deshalb vollumfänglich unterstützen.

Einen Gedanken den ich immer habe, ist, dass egal wie es einer Person geht, es gibt immer Leute, denen es besser und denen es noch schlechter geht.
So ist das Leben, man kann realistischerweise nicht erwarten, dass man von allem Leid verschont bleibt.
Darauf hoffen kann und darf man natürlich schon…

Als konkreten Tip würde ich sagen, dass man nach Abklingen einer ersten emotionalen Phase dem Leidenden helfen kann, den Weg zum Tun, zum Handeln zu finden.
Was immer auch ist, irgendwann sollte man, bzw muss man wieder vorwärts denken.

Liebe Grüsse

Antworten
Ruth
13/11/2023 18:24:04

Danke, lieber Ralph!

Dein wertvoller Tipp ergänzt diesen Blogbeitrag immens.

Das Leben ist derart komplex geworden, dass man gerne mal vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Da hilft es immer, wenn jemand unterstützend zur Seite steht.

Ganz liebe Grüsse

Ruth

Antworten
Ralph
13/11/2023 18:53:33

Sali Ruth,

Hoffen wir, dass aus diesen Bäumen keine Bretter vor den Köpfen werden... :-)

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das Leben komplexer geworden als zB zur Zeit von Kant.
Wir machen es uns selbst komplexer.
Vielleicht weil wir alles verstehen und optimieren wollen.
Das ist natürlich auch eine spannende Herausforderung...

Liebe Grüsse

Ruth
13/11/2023 21:28:58

Ja, wir stehen uns ganz bestimmt selbst im Weg, da sehe ich auch so.

Ich stelle mir vor, dass seit Kant alleine die beiden Themen «Globalisierung» und «technologische Fortschritte» unsere Lebensumstände, unsere Kommunikation, unsere Interaktionen und auch unsere Wahrnehmung enorm beeinflusst haben. Wir sind heute stärker vernetzt und haben Zugang zu einer riesigen Menge von Möglichkeiten und Informationen. Leider ist hierbei nicht immer klar, was wahr ist und was nicht. In diesem Kontext sehe ich andere neue Herausforderungen für uns als zu Kants Zeiten.

Aber wenn man argumentiert, dass wir selbst Urheber von all dem sind, dann hast du natürlich zu 100% recht mit deiner Aussage.

Schlussendlich spielt es keine Rolle, ob man zu Kants Zeiten oder Heutzutage lebt: Den Überblick kann und konnte der Mensch schon immer verlieren. Auch wenn wir heute viel weniger Bäume rumstehen haben als zu Kants Lebzeiten. Wenigstens konnte man sich damals darauf verlassen, dass das Hindernis wirklich nur aus einem Baum besteht und das er mit grösster Wahrscheinlichkeit auch wirklich existiert :-).

Herzliche Grüsse

Antworten
Ralph
14/11/2023 14:16:27

Sali Ruth,

Jetzt sind wir bei einer spannenden Diskussion angelangt.
Dein Text ist wie immer sehr durchdacht, interessant und auch herausfordernd.

Zur Zeit von Kant gab es zwar keine "Globalisierung", aber es gab den Kolonialismus, und auch Handel und Migration. Da ist der Unterschied zu heute gar nicht so gross.

"Technologische Fortschritte" gab es zur Zeit von Kant vielleicht noch nicht so viel. Das begann etwas später, zT auch angestossen durch seine Gedanken. Ich denke, der technische Fortschritt war im 19. und frühen 20. Jahrhundert für die Menschen viel spektakulärer als für die Menschen der heutigen Zeit.
In den letzte Jahrzehnten ist wenig neues dazugekommen, und wir schaffen es zum Beispiel nicht mehr, Menschen auf den Mond zu fliegen.
Da ist das Gendersternchen eine vergleichsweise kleine Innovation...

Aber genau wie du in deinem letzten Abschnitt schreibst, spielt es keine Rolle, zu welcher Zeit man lebt, es stehen immer Bäume herum.

Liebe Grüsse

Antworten
Ruth
14/11/2023 14:22:57

Dankeschön für diesen wunderbaren Austausch, lieber Ralph

Ja ich kann deinen Gedankengang gut nachvollziehen. Und es stimmt schon, jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen.
Nun wäre es spannend darüber nachzudenken, weshalb wir es noch nicht besser hinbekommen. Das "alles verstehen und optimieren wollen" macht doch eigentlich Sinn....

Das nächste Mittagessen geht auf dich..hihi!

Herzliche Grüsse

Ruth

Ralph
14/11/2023 15:11:49

Sali Ruth,

Ja genau wie du schreibst, wäre es spannend, über diesen Puhkt nachzudenken.

Ich glaube, die Schwierigkeit beim "alles verstehen und optimieren zu wollen" besteht darin, dass dieses ALLES zu gross und zu komplex für uns ist.

Deshalb braucht es manchmal vielleicht auch den "Mut zur Lücke" und die Fokussierung auf das Wesentliche.
Dabei müsste man allerdings zuerst für sich herausfinden, was das Wesentliche ist.

Auf ein Mittagessen mit dir freue ich mich, liebe Grüsse

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