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72. Blogbeitrag
Heute möchte ich dich auf eine musikalische Reise mitnehmen. Lass mich einen wunderschönen Song mit dir teilen vom grossartigen skandinavischen Soulkünstler Ole Børud (Spoileralarm: Er kann auch Fusion und Metall; siehe am Schluss). Ich stellte ihn bereits in meinem 7. Blogbeitrag vor. Natürlich verbirgt sich auch hinter diesem Blog eine schöne Botschaft, aber zuerst möchte ich dir von seinem neuesten Album Soul Letters erzählen, welches eine wunderbare Hommage an die Soulmusic darstellt und absolut hörenswert ist. Ein Song von diesem Album sticht in seiner Klangdynamik und raffiniertem Aufbau besonders hervor und verbindet in dieser stimmgewaltigen Ballade sowohl ruhige Klänge, intensive Highlights wie auch einen Hauch von Gospelgesang. Der Song trägt den Titel «Lead the way» und passt perfekt in diese Zeit, denn er startet mit der stimmigen Zeile: «Walking in november. See the leaves on the ground…..». Hört euch den Song erst mal an, ohne euch auf den Text zu fokussieren und geniesst diese wunderbare Komposition in vollen Zügen. Achtet euch auf die aufbauenden Elemente dieses Songs und wie er es schafft, immer wieder zurück zu zärtlichen Klängen zurückzufinden, obschon man auch ohne Textfokussierung spürt, dass er stellenweise vor lauter Glückseligkeit zu explodieren scheint. Ole hat sein Glück in seinem Glauben zu Jesus gefunden. Er fühlt sich begleitet und geborgen in dieser Liebe und dies bringt er in diesem Song ganz wunderbar zum Ausdruck. Mir geht es nota bene nicht um den religiösen Kontext in diesem Song, denn es soll Jede/r selbst an was auch immer glauben. Es geht mir mehr um die Art, wie hingebungsvoll er seiner Passion Ausdruck verleiht und dazu auch steht. Das macht den Song sehr authentisch und intensiv. Findest du nicht auch? Als Musikbegeisterte wurde ich bei Ole Borud einfach neugierig, was er denn musikalisch und auch textlich noch so drauf hat - und das ist eine ganze Menge: Er kombiniert Soul, Funk, Rock, Pop und Jazz Elemente auf seine eigene Art und Weise (und eben auch noch Fusion und Metall - what a crazy guy!). Ich picke ein paar meiner Rosinen für dich heraus, sofern ich dich neugierig gemacht haben sollte und sofern du dich auch etwas intensiver für die Musik interessieren solltest. Falls nicht, kannst du auch einfach ganz zum Schluss scrollen, um das Fazit dieses Blogs zu erhaschen. Eines noch vorweg, bevor du dich ins musikalische Abenteuer mit mir begibst: Es lohnt sich, die folgenden Songs ganz durchzuhören, denn oftmals sind die Rosinen im letzten Teil der Songs versteckt: 1. Hör dir mal den wunderbar akkustisch-melancholischen Song «Can’t let go» aus Soul Letters an und geniesse im Refrain, wie harmonisch es klingt, wenn die Gitarre die klar gesungene Vocalline drei Taktschläge versetzt wiederholt. Im zweiten Refrain verdoppelt er seine Stimme mit stärkerem Hall und dieser Effekte scheint seiner textlich dargestellten Verzweiflung noch mehr Ausdruck zu verleihen. In der letzten Strophe an der Textstelle «You know, that I love you so, and its hard for me to say goodbye» nimmt er all diese Effekte auf einmal wieder raus. Damit verstärkt er sein beschriebenes emotionales Dilemma auf eine raffinierte Weise, indem er dadurch ganz konkret auf seine Textbotschaft fokussieren will. Der Song hört so leise auf, wie er begann und auch das beschreibt meines Erachtens sehr wirkungsvoll den Teufelskreis, den er mit diesem Song beschreibt. Ich widme diesen Song einer ganz speziellen Person in meinem Leben und wünsche mir sehr, dass alles überwunden ist. 2. Wenn du die Band "Steely Dan" magst, dann hör dir mal folgenden Song an vom Album Outside the limit aus dem Jahre 2019 und zwar «Put my money»: . Das Gitarrenriff erinnert mich an den Anfangsgroove der Steely Dan Nummer "Josie"; wobei die letztere Komposition musikalisch komplexer und auch rhythmisch raffinierter aufgebaut ist. 3. Auf demselben Album hat er meines Erachtens einen humoristischen Textknüller kreiert, dessen Botschaft ich ab und dann gut hätte gebrauchen können: Es ist der ironisch gemeinte Song «Talk to my lawyer». Darin nimmt er sich in den Schutz indem er klar sagt, dass er nicht zur Verfügung stehe für falsche Anschuldigungen und sonstigem Rubbish und dass man doch gerne seinen Anwalt kontaktieren könne bei Bedarf; was natürlich ironisch zu verstehen ist. 4. Es geht textlich sehr persönlich weiter auf demselben Album mit dem ehrlichen Titel «I can’t pretend», wo er beschreibt, dass er niemandem etwas vorgaukeln möchte und dass er das Authentische sucht. Sehr jazzy, sehr melodiös mit tollen Akkordabfolgen. 5. Das Album Stepping out aus dem Jahre 2014 überrascht mit poppigen Synthieklängen und spannenden Acid Jazz Ansätzen. Er besingt darin die hoffnungsvollen Möglichkeiten, die das Leben bieten kann. Achte dich mal bei einem zweiten Durchhören allein auf die virtuellen Gitarreneinschübe (von ihm selbst gespielt). Wieder einmal sehr melodisch und textlich tröstend überrascht er dann noch mit grossartigen Bläserelementen, effektvollem Chor und genialer Rhythmusgitarre im Refrain und in den Bridges im Song «Maybe». Ganz wunderbar arrangiert ist der B-Teil vor dem Schlussrefrain. 6. Das Gefühl, dass Andere einen zurückhalten und dadurch schaden, kann lähmend sein. Er schrieb einen befreienden Songtext mit erneuten unüberhörbaren Steely Dan Elementen in «Stepping out», was vereinfacht übersetzt werden kann mit «Ich trete dieses Mal aus - nichts kann mich jetzt mehr stoppen». Der typische, jazzig harmonisierte, funky-groovy tänzelnde Steely Dan-Stil wird auch hier genüsslich zelebriert. 7. Ein Album von 2011, dass ich weniger oft höre, ist Keep Moving. Aber auch da hat es Rosinen drin, insbesondere den Song «Souls in Chain». Das (Bläser)Arrangement ist meines Erachtens erstaunlich reif für einen damals recht junger Musiker, findest du nicht auch? Natürlich singt er auch da schon wieder über die Liebe zu seinem Erlöser aber eben, das ist okay. Hier geht’s mir mehr um den cleveren und überraschenden musikalischen Songverlauf als um den Text. 8. Aus dem Jahre 2002 stammt sein erstes Meisterwerk Chi-Ro und ich finde es unglaublich, wie vielseitig sich Ole seither musikalisch entwickelt hat. Ich hör mir dieses Album auch gerne, wenn ich etwas Schwung in meine Hausarbeitsroutine kriegen möchte. Die Texte zelebrieren alle seinen tiefen Glauben und trotzdem (oder gerade deshalb?) ist es grandios anzuhören – allein der Musik wegen. Ganz stark finde ich rein musikalisch gesehen folgende Songs daraus: a.) «Chi-Ro» mit tollen Streicherakzenten, die uns durch den ganzen Song hindurch begleiten. Was ich mir wünschte, wäre einen besser hörbaren Bass: b.) «Pray to god», welches sehr rockig daherkommt. Der vorgezogene Groove im Refrain verleiht dem Ganzen noch etwas mehr Drive. Bei so viel Schwung hat bei mir spätestens nach dem 1. Refrain kein Staubkorn mehr ne Chance beim Putzen :-). Was ich schade finde, ist das zu brave Gitarrenkurzsolo nach dem 1. Refrain. Aber der tolle Break nach dem 2. Refrain und jenes Gitarrensolo im Hintergrund bis vor dem B-Teil entschädigt mich vollends. c.) «Hold me Jesus” hat einen coolen Beat. Das Schlagzeug unterstützt den Song durch subtile Rhythmen und Akzente. d.) Zum Schluss überrascht der junge Musiker den Zuhörenden mit enorm viel musikalischer Kreativität beim Song «Let the Kingdom come» ab Mitte des Songs. Eine faszinierende Kombination aus authentischer Botschaft, musikalischer Vielfalt, virtuosem Gitarrenspiel, eingängiger Melodie und emotionaler Ausdruckskraft. 9. Und dann begeistert Ole mit coolen Covers wie jenes von Airplay namens "Nothin' You Can Do About It". Was ich an Ole so liebe ist seine positive Einstellung zum Leben. Und er packt neben ganz viel Groove eben auch ganz viel Liebe in seine Kompositionen. Ich weiss auch nicht weshalb, aber Ole tun mir einfach gut. 10. Falls du noch Zweifel an seinem musikalischen Talent hast und mit dem musikalischen Begriff «Fusion» etwas anfangen kannst, dann hör dich mal seine neueren Projekte an und geniesse seine Vielseitigkeit. 11. Oder gehörst du zu den Liebhabenden von Metall Sound mit einer Mischung aus Thrash, Death und leichten progressiven Anflügen und Elementen aus Black Metal? Das entspricht gar nicht meinem Geschmack, aber rein musikalisch gesehen sind die auch auf recht hohem Niveau (wie Metallica - die mag ich eher). Ole schreibt, arrangiert und singt alle seiner Songs selbst und natürlich produziert er diese auch. Er spielt auch alle Gitarrenparts selbst und ist zudem in weiteren spannenden Projekten involviert – halt ein Vollblutmusiker! Für das nichtmusikalisch geschulte Gehör mag er mit seinen meisten Alben etwas schräg daherkommen. Für mich ist es purer Genuss, wie musikalisch vielschichtig versiert und gesanglich perfekt Ole seinen Gefühlen Ausdruck verleiht. Er vereint gekonnt verschiedene musikalische Stile wie Pop, Rock, Jazz, Funk und Soul und mir gefällt seine Fähigkeit, verschiedene Genres derart zu mischen, so dass ein einzigartiger Sound daraus entsteht. Mein Fazit: Was mir am besten an diesem Musiker gefällt, ist seine Vielseitigkeit, Positivität und Authentizität. Und das verleiht seiner Musik eine enorme Glaubwürdigkeit und Intensität: Er steht musikalisch zu seiner Liebe zum Leben und zum christlichen Glauben und unabhängig davon, ob man selbst religiös ist oder nicht oder ob man seine Musik gerne hören mag oder eben nicht: Zu sich und zu seinen Überzeugungen zu stehen ist absolut nachahmungswürdig. Ich finde, Ole geht da mit ganz gutem Beispiel voran. Etwas mehr Ole würde uns allen bestimmt guttun.
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