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165. Blogbeitrag:
In meinen aktuellsten Videodrehs begegnest du einigen Statuen. Alle sehen diese, doch kaum jemand kennt sie: Egal ob Plastik, Monumente, Büsten oder ähnliches. Zürich ist voller eindrücklicher Skulpturen mit spannenden Geschichten. Im Rieterpark stehen einige davon, aber die interessanteste Plastik steht meines Erachtens vor der Saffa-Insel ganz in der Nähe des Rieterparks: Splitternackt und mutig steht die Bronzefigur vor der Saffa-Insel in Zürich auf einem hohen Podest und streckt die Arme in die Höhe. Gemacht wurde das Mädchen von Hermann Haller. Doch weshalb steht sie dort? 1958 findet die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) statt. Austragungsort war die Landiwiese beim Zürcherischen Mythenquai. Die Ausstellung stand unter dem Motto: «Lebenskreis der Frau in Familie, Beruf und Staat» und zeigte Frauenarbeit, die nach Ansicht der Organisatorinnen zu wenig geschätzt wurde (das ist bedauerlicherweise auch heute vereinzelt noch der Fall). Für diese Ausstellung wird eigens eine künstliche Insel angelegt, die wegen der Ausstellung heute noch «Saffa-Insel» genannt wird. Schon fast ikonographisch hiess das Mädchen mit erhobenen Händen die Frauenausstellung willkommen, denn sie wurde ursprünglich für die frühere Landi-Ausstellung hergestellt. Aber das Bild passt so gut, dass man die Bronzestatue heute mit der Saffa-Ausstellung verbindet. Die Frauen zeigten damals schon, was sie alles draufhatten – und doch waren sie nicht nur politisch nach wie vor benachteiligt! Ein wahrlich trauriges Kapitel der schweizerischen Geschichte ist die viel zu späte Einführung des Stimm- und Wahlrechts für Frauen in der Schweiz. Dies geschah erst 13 Jahre nach der Saffa-Ausstellung. Eigentlich waren die Schweizer Frauen bereits nach dem Krieg ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Frauen nun auch ihre politischen Rechte bekommen. Und an der Saffa-Ausstellung fünfzehn Jahre später haben wieder so viele Frauen gezeigt, was sie alles können. Und dennoch dauerte es noch gut ein weiteres Jahrzehnt, bis die Frauen hierzulande auch politisch ernst genommen und damit auch gesellschaftlich stärker wahrgenommen wurden. Da passt die anmutige Plastik von Hermann Haller perfekt. Das stolze Mädchen mit den erhobenen Händen wacht noch heute über die Saffa-Insel und repräsentiert meines Erachtens die natürliche Stärke der Frauen derart wunderbar, so dass man nicht nur stolz sondern auch glücklich sein kann, hier als Frau geboren worden zu sein – auch wenn das Stimm- und Wahlrecht lange auf sich warten liess. Nobodys perfect! PS. Falls dich die Geschichte hinter der Saffa-Insel noch mehr interessiert, dann lese diesen spannenden Artikel der NZZ. Das untere Bild stammt übrigens auch von da her.
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