88. Blogbeitrag
Hast du dir auch schon mal gewünscht, dass du dich öfters an deine Träume erinnern kannst? Nun, man sollte sich vorher gut überlegen, was man sich wünscht. Dazu kann ich dir eine wunderbare Anekdote aus meinem Leben erzählen. Es wird vermutet, dass Menschen, die einen sehr tiefen und erholsamen Schlaf haben, sich seltener an Träume erinnern. Das könnte daran liegen, dass sie in der REM-Phase nicht wach waren und sich weniger häufig daran erinnern (1). Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich gehöre ebenfalls zu diesen beneidenswerten Menschen, die tief und fest durchschlafen können und sich fast nie an Träume erinnern. Eigentlich schade, denn das Thema ist sowohl faszinierend als auch sehr umstritten in unterschiedlicher Hinsicht: Über die Notwendigkeit des Schlafens ist man sich insofern einig, als dass wir ihn brauchen, um zu überleben. Wir verschlafen ein Drittel unseres Lebens, in der Nacht bilden wir Antikörper, erneuern sich Zellen und unser Gehirn verarbeitet Informationen. Wir haben den Traum zwar noch nicht verstanden, aber manchmal kann er helfen, uns selbst besser zu verstehen. Sigmund Freud und Carl Gustav Jung haben Anfang des 20. Jahrhunderts massgeblich zu unserem heutigen Verständnis der modernen Traumdeutung beigetragen. Freud sah Träume als die Befriedigung unerfüllter Triebwünsche, die zur Selbsterkenntnis beitragen. Beide Männer beschrieben Träume als Ausdruck des Unterbewusstseins. Jung glaubte, neben einer objektiven und persönlichen Deutung der eigenen Träume, zudem an ein kollektives Unterbewusstsein der Menschheitsgeschichte, mit dessen Hilfe man den Bildern aus Träumen ebenfalls eine Bedeutung zuschreiben könne (2). Auch in dem spannenden Artikel des Tagesanzeigers zum Thema Träume wird vermutet, dass Sigmund Freud recht gehabt mit seiner Idee, dass unsere Träume von Tagesresten geprägt seien. "Der Traum bringt alles Notwendige hervor", sagt Jung. (3) Nun gut, das macht mich erst recht neugierig auf meine Träume... In Bezug auf das Erinnern an Träume gibt es ebenso unterschiedliche Ansichten. Einige Forscher empfehlen Techniken wie das Führen eines Traumtagebuchs. Andere empfehlen das bewusste Setzen von Absichten vor dem Schlafengehen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, sich an Träume zu erinnern. Was das aktive Steuern von Träumen betrifft, so ist die sogenannte luzide Traumkontrolle ein interessanter Bereich der Forschung. Luzides Träumen bezeichnet den Zustand, in dem man sich bewusst ist, dass man träumt, und in gewissem Maße Einfluss auf den Traumverlauf nehmen kann. Nun, ich halte es nicht für sinnvoll, in meinen unbewussten Traumprozess aktiv einzugreifen. Ich denke, dass mein Unterbewusstsein ganz genau weiss, weshalb ich was wie träume. Aber ich hatte mir vor einiger Zeit vor dem Einschlafen ganz bewusst vorgenommen, mich zumindest an meine Träume zu erinnern. Mein Fazit nach dieser Nacht ist eindeutig: Ich werde mir das nie wieder wünschen :-). Denn erstaunlicherweise hat es hervorragend geklappt! Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben an mehrere Träume erinnern können und konnte es kaum glauben. Ich bin davon überzeugt, dass mein jahrelanges Achtsamkeitstraining diesen Erfolg mitbegünstigt hat. Und nun folgt das grosse Aber: Bedauerlicherweise habe ich mich nur deshalb an mehrere Träume erinnern können, weil ich auch mehrmals aufgewacht bin. Ich hatte vergessen, dass man mehrere REM-Phasen pro Nacht durchläuft. Obschon ich bei jedem Aufwachen sehr rasch wieder eingeschlafen bin, fühlte ich mich um eine wichtige Erfahrung bereichert. Aber zugleich habe ich mich meines erholsamen Dauerschlafes beraubt und fühlte mich wie gerädert. Meine nächtlichen Traumpfade scheinen wohl bewusst im Verborgenen zu liegen und da ich mich rundum glücklich fühle, habe ich beschlossen, es dabei ruhen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass mich mein Unterbewusstsein weckt, falls ich mich an einen Traum erinnern soll. Nicht alle Geheimnisse scheinen dazu bestimmt, entschlüsselt zu werden. Auch das wird seine guten Gründe haben. Ich kann gut damit leben :-) (1) Quelle: Focusbericht (2) Quelle: Artikel in der Süddeutschen Zeitung (3) Quelle: Artikel im Tagesanzeiger
0 Kommentare
Antwort hinterlassen |
Kategorien
Alle
|