134. Blogbeitrag
Taktgefühl scheint vielerorts aus der Mode geraten. Viele brüsten sich mit Direktheit und vergessen, wie forsch und verletzend das sein kann. Der Philosoph Martin Scherer fordert in seinem neuesten Buch «Takt» ein Comeback für mehr Feingefühl und Zurückhaltung in unserer Gesellschaft. Gut so! In der heutigen, polarisierten Gesellschaft dünkte mich etwas mehr Taktgefühl sogar notwendig! Denn wo immer man heutzutage hinhorcht, gerät man rasch in den Strudel von lautstarken Meinungsäusserungen, toxischen Debatten, verhärtende Fronten und endlosen Monologen. Da ist es wunderbar, dass Menschen wie Scherer das thematisieren. Er sieht Taktgefühl als eine Balance aus Höflichkeit, Feingefühl und Zurückhaltung, die den zwischenmenschlichen Umgang verbessern könnte. Während Höflichkeit oft als Maske verstanden wird, die nicht unbedingt Ehrlichkeit fördert, beschreibt er in seinem Buch das Taktgefühl als ein Gespür für Situationen, das Distanz erfordert und es ermöglicht, die Andersartigkeit anderer zu respektieren. Diese Ansätze findet man auch in der Achtsamkeit wieder. Scherer ist schlussendlich davon überzeugt, dass wahre Nähe nur entsteht, wenn man diese Andersartigkeit akzeptiert. Und so versucht er in seinem Buch, vermeintlich altmodische Werte in die moderne Zeit zu übertragen und argumentiert für das Aushalten und Würdigen von Unterschieden. Für mich wirkt das auch wie eine wunderbare Einladung, die Perspektiven anderer zu respektieren und nicht vorschnell zu urteilen. Einfacher gesagt als getan, ich weiss! Besonders die Adventszeit ist für viele Menschen eine Zeit der Reflexion, des Zusammenseins und der Vorfreude, aber auch eine Zeit, die mit Stress, Trauer oder Einsamkeit verbunden sein kann. Taktgefühl kann helfen, auf die emotionalen Bedürfnisse anderer einzugehen und respektvoll mit Unterschieden umzugehen. Taktgefühl ist und bleibt meines Erachtens auch sehr wichtig, um harmonische zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern und Missverständnisse oder Konflikte zu vermeiden. Ich bin davon überzeugt, dass man mangelndes Taktgefühl des Gegenübers durch gutem Beispiel oder Hinweis durchbrechen kann. Versuch es einmal selbst in einem deiner nächsten hitzigen Debatten mit deinem Gegenüber. Und wenn das Gegenüber nicht merkt, worauf du hinaus möchtest, dann kannst du – natürlich mit dem notwendigen Taktgefühl – das Gegenüber auch darauf aufmerksam machen, wie wichtig dir das ist und weshalb. Und sollte das Gespräch vollends aus dem Takt geraten, dann würde ich für eine Pause plädieren und das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortführen wollen. Quelle
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